Vögel soll es dort geben, haben wir gehört – viele Vögel! Für uns ein Grund, dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft auf unserer Tour durch Ostdeutschland auf jeden Fall einen Besuch abzustatten. Sind wir als Vogelfans fündig geworden? Auf jeden Fall! Wenn du ebenfalls auf Tierbeobachtungen stehst, gebe ich dir ein paar Tipps für deinen Besuch in der Oberlausitz.
Wo liegt das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft?
Nördlich von Bautzen, zwischen Hoyerswerda im Westen und Niesky im Osten, erstreckt sich das Biosphärenreservat über rund 30.000 Hektar. Etwa die Hälfte davon ist Wald, ein Zehntel Gewässer und Röhrichtgürtel. Genau hier gingen wir auf die Suche nach den Vögeln – was manchmal gar nicht so leicht war. Denn ist der Schilfgürtel zu dicht, hast du keine Sicht aufs Wasser.
Wir hörten zwar trotzdem das Singen, Schnattern, Zwitschern und Tirilieren der Wasser- und Singvögel. Aber sehen konnten wir sie nicht. Also galt es, Teiche zu finden, die freie Sicht aufs Wasser bieten. Bei der Recherche, wo man wie nah an die Teiche herankommt, hat mir die App Maps.me sehr gute Dienste geleistet.
Gut versteckt im Schilf: der Rohrsänger. (Foto: Jochen Hafner)
Rundwege am Haus der Tausend Teiche
Der Name des Besucherzentrums „Haus der Tausend Teiche“ in Wartha übertreibt ein wenig: Laut Infoblatt befinden sich im Biosphärenreservat nicht 1000, sondern „nur“ 350 Teiche (mehr als 1000 sollen es wohl in der gesamten ostsächsischen Region sein). Viele von ihnen sind heute noch bewirtschaftet. Eine zusammenhängende Teichlandschaft sind die Guttauer Teiche, die du vom Besucherzentrum aus erwandern kannst. Drei Routen sind gut ausgeschildert, eine davon ist speziell auch für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen geeignet.
Bestens ausgeschildert: die Routen um die Guttauer Teiche und zum Olbasee.
Eine Karte mit den Rundwegen – sowie weiteres Infomaterial – gibt es kostenlos im Besucherzentrum. Für einen geringen Eintrittspreis kannst du auch die multimediale Ausstellung besuchen, die die jahrhundertealte Tradition der Teichwirtschaft erläutert. Wir haben uns wegen der Corona-Situation die Ausstellung nicht angesehen, sondern sind lieber draußen geblieben.
Guttauer Teiche
Wir hatten den ganzen Tag Zeit und sind deshalb alle drei Routen gelaufen, bei der wir so gut wie alle Teiche und den Olbasee passierten. Das Schöne am Gebiet beim „Haus der Tausend Teiche“: Fast an jedem Teich gibt es einen Steg oder einen anderweitig freien Blick aufs Wasser. Von zwei Beobachtungstürmen aus können wir noch weiter schauen als von Uferhöhe aus – ein Fernglas ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Los geht es an einem großen Mohnfeld, an dem ein Schild davor warnt, die Pflanzen zu pflücken. „Jede Entnahme muss der Bundesopiumstelle gemeldet werden“, heißt es. Spannend – ich wusste nicht einmal, dass wir so eine Behörde haben …
Das Mohnfeld – nach der Blüte.
Bald schon haben wir die ersten Teiche erreicht, und die Vogelbeobachtung kann beginnen: Haubentaucher, Höcker- und Singschwäne, Gänse, verschiedene Entenarten, Rohrweihen, Rallen, Teich- und Drosselrohrsänger, Eisvögel, Reiher, Seeadler, Fischadler, Kraniche, Rot- und Schwarzmilane – das ist nur eine Auswahl der über 90 Vogelarten, die es im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft zu sehen gibt. Eine ganze Reihe von ihnen haben wir tatsächlich entdeckt.
Der Höckerschwan lässt mich nicht aus den Augen.
Olbasee
Mein Tipp: Den Umweg zum Olbasee kannst du dir meiner Ansicht nach sparen. Es geht recht lange über eine asphaltierte Straße am See entlang, wobei es nur einen einzigen Ort gibt, von dem aus du Blick aufs Wasser hat. Das ist der Aussichtspunkt „Historische Pfahlburg“. Auf der Insel im Olbasee, dem Radisch, fand man Überreste einer solchen Burg. Wegen Einsturzgefahr darf die Insel nicht betreten werden. An den Campingplätzen rund um den See kannst du allerdings baden gehen – dort gibt es Zugänge zum Wasser.
Der Aussichtspunkt „Historische Pfahlburg“.
Radeln auf dem Seeadlerrundweg
Wer das gesamte Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft kennenlernen will, kann sich aufs Rad schwingen und den Seeadlerrundweg fahren. Der ist knapp 90 Kilometer lang und führt dich an die interessantesten Orte im Biosphärenreservat. Eine Karte, ebenfalls im Besucherzentrum „Haus der Tausend Teiche“ erhältlich, zeigt an, was es an welchen der zwölf Stationen zu sehen gibt.
Ein Haubentaucher beim Nestbau.
Da wir keine Räder dabei hatten und auch keine ausleihen wollten (das wäre ohnehin nur in Hoyerswerda oder Niesky, also ganz am Rand des Biosphärenreservats, möglich gewesen), haben wir uns die Highlights der Runde ausgesucht. Zu diesen Stationen sind wir mit dem Auto gefahren – beziehungsweise in die Nähe, und den Rest sind wir gelaufen. Unsere Auswahl:
Tauerwiesenteich
An einem Waldparkplatz haben wir unseren Wagen stehen lassen. In Sichtweite, nur wenige Hundert Meter vom Parkplatz entfernt, steht ein Beobachtungsturm. Wir schlugen uns gut 30 Minuten durch stacheliges Brombeergebüsch und dichte Brennnesseln – der Weg war offenbar seit Jahren nicht benutzt worden. Mücken verfolgten uns zuhauf, wie überall in der Nähe von Teichen. Vom hohen Beobachtungsturm aus hatten wir eine perfekte Übersicht über den weitläufigen Tauerwiesenteich und die umliegenden Wälder.
Blick über den Tauerteich.
Tipp: Je früher du da bist, umso mehr Chancen hast du auf Tiersichtungen. Wir haben unter anderem Wildschweine und Seeadler gesehen, die auf einer Landzunge Aas gefressen haben. Ein großes Teleobjektiv hilft, die weit entfernten Tiere aufs Foto zu bekommen – unsere Sichtungen waren über 600 Meter entfernt.
Ein Seeadler (und ein zweiter rechts hinterm Gras) in 600 Meter Entfernung.
Auf dem Rückweg haben wir es uns leichter gemacht: Wir sind an der Straße zurückgelaufen statt uns noch einmal durchs Dickicht zu schlagen.
Sumperteich
Der Sumperteich versprach laut Infoblatt Fischotter und Waschbären. Die waren dort auch bestimmt irgendwo. Leider haben wir sie nicht gesehen. Denn der Sumperteich ist einer der Gewässer, die stark mit Röhricht zugewachsen sind. Gut für die Tiere – schlecht für Tierbeobachtungen. An dem fünf Kilometer langen Rundweg um den Teich herum gibt es nur einen Beobachtungsplatz, von dem aus wir aber auch nicht viel gesehen haben. Der Weg zurück durch den Wald war ganz nett: Ich habe mich dort mit reifen Himbeeren vollgefuttert.
Blick über den Sumperteich. (Foto: Jochen Hafner)
Raudener Kranichwiese
Wie der Name verrät, sammeln sich hier die Kraniche. Wir hatten bei unserem ersten Besuch zur Mittagszeit direkt Glück: Rund ein halbes Dutzend der schönen Tiere stand auf der Wiese herum. Abends fuhren wir noch einmal dorthin, weil wir dachten, dass sich die Kraniche dort vielleicht zum Schlafen sammeln würden. Da war leider kein Tier mehr zu sehen. Kranich-Sichtungen sind halt immer Glückssache.
Kraniche auf der gleichnamigen Wiese.
Wochusteich
Vom Dorf Lippitsch aus sind wir zum Wochusteich gelaufen. Der Rundweg führte uns an den Brückenteichen 1 bis 4 vorbei, südlich am Wochusteich entlang und um den Grenzteich zurück zum Brückenteich 1. Diese Runde haben wir kurz vor Sonnenuntergang gemacht, sodass eine ganz besondere Lichtstimmung an den Teichen herrschte. Die Vögel versammelten sich zum Abend, wir hatten einige tolle Sichtungen, vom Eisvogel bis zum seltenen Singschwan. An einem Rastplatz gibt es auch einen kleinen Beobachtungsturm. Die Gewässer rund um den Wochusteich kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Seltene Singschwäne mit Nachwuchs.
Wesseler Großteich
Direkt neben dem Ort Lippitsch liegt das Dorf Wessel. Vom letzten Haus am östlichen Ortsrand sind es nur ein paar Meter über eine Wiese, bis wir zu einem Beobachtungsturm kamen. Von dort aus hatten wir einen guten Blick über den Wesseler Großteich, wo es wohl häufiger Seeadler zu sehen gibt. Wir waren zweimal dort und hatten leider kein Glück. Aber so ist das halt mit der Natur: Sie funktioniert nicht auf Knopfdruck.
Kein Seeadler in Sicht am Wesseler Großteich. (Foto: Jochen Hafner)
Mikeler Teiche
Da wir im Dorf Mikel unsere Unterkunft hatten, sind wir an einem Morgen ganz früh aufgestanden, um zu den Mikeler Seen zu laufen. Hinter dem Schloss Mikel (das ebenfalls einen Abstecher wert ist) geht es über die Verlängerung der Kirchstraße direkt zu den Teichen. Auch hier gibt es viele Stellen, an denen wir Sicht aufs Wasser hatten und die Tiere gut beobachten konnten. Highlights des Tages: ein Storch, der ein paar Meter vor uns auf dem Weg gelandet ist, und ein Schwarzspecht im Baum direkt über uns.
Idylle an den Mikeler Teichen.
Wie viele Tage für das Biosphärenreservat einplanen?
Wir haben vier Tage im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft verbracht und waren drei davon auf Tierbeobachtungstouren unterwegs. Je nachdem, wie viele Teiche du besuchen und wie lange du wandern oder Rad fahren möchtest, kannst du natürlich länger oder kürzer bleiben. Bautzen bietet sich als Städtebesuch sicherlich auch an – wir haben die Stadt nicht gesehen, weil wir uns auf die Natur konzentrieren wollten. Für Vogelfans ist das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft auf jeden Fall ein perfektes Ziel. Ganz wichtig: Zeit und Geduld mitbringen.
Gibt es Regionen, in denen du besonders viele Vögel beobachten konntest? Ich freue mich auf deine Tipps in den Kommentaren!
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Vielen Dank für dieses virtuelle Ausflugserlebnis. Ich freue mich darauf, mehr von euren Entdeckungen zu erfahren!
Weiterhin inspirierende Reisen und viele unvergessliche Augenblicke,
Manu Zaun
Euer Bericht ist von Ende August. Wann wart ihr genau da? Wir waren letztes Jahr Anfang Juli da und haben kaum Tiere gesehen. Dies Jahr sind wir zur gleichen Zeit unterwegs. Lohnt sich nochmal ein Versuch?
Hallo Tina, wir waren Anfang/Mitte Juli dort. Daher lohnt vielleicht wirklich noch mal ein neuer Versuch? Man braucht halt Geduld …
Eine sehr schöne Anregung, um einmal die Teichlandschaft dort zu besuchen. Die steht bei mir auch noch auf der Liste. Das letzte Mal war ich vor knapp zwanzig Jahren in der Lausitz. Interessant wäre es zu erfahren, ob ihr auch Spuren der Wölfe gefunden habt? Aus dem Milkener Rudel stammt ja der erste Wolf in Dänemark, der 2012 dort wieder eingewandert ist.
Echt, in Milkel gibt es Wölfe? Vielleicht haben sie uns ja in der Nacht besucht, ohne dass wir es bemerkt haben …
Biosphärenreservate in Deutschland werden oft total unterschätzt. Ein sehr schöner Beitrag mit tollen Fotos. Wir wohnen selbst im Biosphärenreservat Rhön und sind absolut stolz darauf.
Das Reiseziel merken wir uns definitiv! :)
Oh, wie spannend – leben im Biosphärenreservat. Das ist bestimmt ein wenig anders als an anderen Orten, kann ich mir vorstellen, weil die Natur halt immer eine Rolle spielt – oder?
Es gibt echt immer noch so viele Regionen in Deutschland, von denen ich noch nie gehört habe. Die hier wäre was für unser Vogel-Mädchen, das im Zoo wenig Liebe für die großen Tiere hat, aber stundenlang an den Volieren ausharrt. Merke ich mir mal vor!
Für Vogel-Freunde ist das Biosphärenreservat wirklich ein super Ziel. Dem Vogel-Mädchen wünsche ich viel Spaß und gute Sichtungen!
Ihr seid sicher die einzigen Touristen, die Bautzen weggelassen und dafür drei Tage Teiche angeschaut haben ;-) Wir haben es bisher immer andersherum gemacht (Bautzen ist ja auch nur eine Stunde von Dresden weg), aber nach deinen tollen Fotos schauen wir uns jetzt bestimmt auch mal die Teiche an!
Liebe Grüße
Jenny
Hahaha :-) Ja, wir sind in dieser Hinsicht sicher nicht Mainstream. Aber ein (wenn auch nur kurzer) Besuch der Teiche lohnt sich auf jeden Fall!