Hurra, heute ist mein Ausflugsführer „Ab ins Grüne – Rund um Köln & Bonn“ in seiner dritten Auflage erschienen! Und weil ich mich so darüber freue, dass mein Rad- und Wanderführer aus dem via reise verlag sich seit mittlerweile acht Jahren gut verkauft, möchte ich dir einmal erzählen, wie solch ein Reiseführer eigentlich entsteht.
Die Idee für einen Reiseführer
Vielleicht hast du dir ja auch schon mal gewünscht, ein Buch zu schreiben – speziell einen Wanderführer oder Reiseführer. Dann ist es erst einmal wichtig zu schauen, was es auf dem Markt schon gibt. Über welche Regionen wurde bereits etwas geschrieben? Welche Schwerpunkte legen die bereits erschienenen Bücher? Stehen Kultur, Natur, besondere Erlebnisse oder Reisearten im Vordergrund? Und wie könntest du mit deinem Buch eine Lücke füllen? Selbst wenn es bereits einen Wander- oder Reiseführer über deine ausgewählte Region gibt, heißt das nicht, dass du nicht einen weiteren schreiben kannst. Aber er sollte sich schon deutlich von den bestehenden Büchern unterscheiden. Sonst ist es schwer, sich im Buchhandel gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
Mein Tipp: Je besser du dich in einer Region auskennst, umso einfacher ist es, ein Buch darüber zu schreiben. Wenn du selber fremd bist, wirst du viel zu lange brauchen, um vernünftige Informationen zu recherchieren, die den Lesern auch einen Mehrwert bieten.
Die Suche nach einem Verlag
Wenn du ein Buch nicht nur als E-Book anbieten, sondern es drucken lassen möchtest, gibt es zwei Möglichkeiten: Du suchst dir einen Dienstleister, der den Druck für dich übernimmt, und kümmerst dich als Selfpublisher um alles selbst: Layout, Covergestaltung, Auswahl der Shops, Marketing für dein Buch, eventuell sogar den Versand. Das ist recht aufwendig, aber der Vorteil ist: Du entscheidest durch die Preisgestaltung selber, wie viel du von dem Verkaufspreis abbekommst. Und das ist in der Regel mehr als das, was ein Verlag seinen Autoren zahlt (zur Bezahlung siehe weiter unten).
Wenn du die ganze Arbeit rund um ein Buch nicht selber machen willst, brauchst du einen Verlag, der all diese Aufgaben für dich übernimmt. Die Suche nach einem geeigneten Verlag ist nicht immer leicht. Denn Verlage bekommen im Jahr unzählige Anfragen von Autoren, die ihre Buchideen veröffentlichen möchten. Da muss deine Idee schon wirklich gut sein, damit du den Verleger davon überzeugen kannst, dass er mit dir zusammenarbeitet.
Details mit ins Buch aufnehmen, ist wichtig.
Ich hatte das Glück, dass der via reise verlag, in dem ich meinen Ausflugsführer veröffentlicht habe, Autoren gesucht hat. Der Verlag wollten seine Rad- und Wanderführer-Reihe ausbauen und suchten noch jemanden, der den Raum Köln und Bonn übernehmen wollte. Ich signalisierte meine Interesse, stellte ein paar Ideen für Touren rund um Köln und Bonn vor und erhielt den Zuschlag. Von selber wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, einen Ausflugsführer für unsere Region zu veröffentlichen.
Mein Tipp: Wenn es einen Verlag gibt, der bereits eine Reihe von Reiseführern zu einem bestimmten Thema im Angebot hat, lohnt sich vielleicht eine Anfrage, ob Autoren für weitere Regionen gesucht werden.
Und noch ein Tipp: Es gibt Verlage, die sich dafür bezahlen lassen, dass du für sie schreiben „darfst“. Von solchen Druckkostenzuschussverlagen solltest du die Finger lassen und lieber einen Verlag suchen, der ehrlich und auf Augenhöhe mit seinen Autoren zusammenarbeitet.
Die Recherche
Nachdem ich die Zusage für das Schreiben des Ausflugsführers bekommen hatte, machte ich mich auf die Suche nach interessanten Zielen für die Leser. 30 Wanderungen und Radtouren sollten es sein, schön verteilt rund um die Städte Köln und Bonn. Das Besondere an der Reihe „Ab ins Grüne“: Alle Touren sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das heißt, Wanderungen beginnen und enden immer an einem Bahnhof oder einer Haltestelle. Das schränkte die Auswahl der Ziele natürlich ein.
Ich fragte in meinem Bekanntenkreis nach Tipps, suchte im Internet nach schönen Zielen, konsultierte den einen oder anderen Wanderblog und hatte schließlich 30 Touren zusammen. Nach Abstimmung mit dem Verlag konnte ich loslegen.
Wandern und Radeln für den Ausflugsführer
Da es viele Wander- und Radführer auf dem Markt gibt, die ungenaue Angaben zu den Strecken machen, war es mein Anspruch, jede Tour selber zu laufen oder zu fahren. Das hieß: 30 mal den Rucksack schnüren, die Kamera einpacken sowie Stift und Zettel bereithalten. Statt entspannt zu wandern und einfach die Natur zu genießen, musste ich an jeder Kreuzung meinen Notizblock zücken und Wichtiges notieren: Wie sieht es auf der Strecke aus? Was gibt es Besonderes zu sehen? Wie beschreibe ich am besten, wo der Wanderer oder Radfahrer abbiegen muss?
Hinzu kamen Fotos von den Touren. Dem Titel „Ab ins Grüne“ wollte ich natürlich auch auf den Bildern gerecht werden. Ich hatte Glück, dass der Frühling im Jahr 2012 schon früh begann und das Wetter bis zum Sommer fast durchweg gut war. Denn viel Zeit bleib mir für die 30 Ausflüge nicht: Zwischen April und September habe ich fast jedes Wochenende und jeden Feiertag genutzt, um die Wanderungen und Radtouren abzuarbeiten. Denn neben dem Buchschreiben hatte ich schließlich noch meinen regulären Job, mit dem ich Geld verdienen musste. Und meinen Sommerurlaub habe ich für das Projekt auch nicht aufgegeben.
Wanderrecherchen können ganz schön anstrengend sein.
Ich gebe zu: Nach knapp 20 Touren war ich kurz davor, die Sachen hinzuschmeißen … Der Zeitplan wurde immer enger, der Druck, jedes Wochenende wieder loszumüssen, wurde immer größer. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Mein Partner (heute mein Mann), der mich auf jeder Tour begleitet hat, sprach mir Mut zu – und gemeinsam schafften wir dann doch die 30 Touren, bevor das Wetter im Spätsommer wieder schlechter wurde und der Redaktionsschluss nahte.
Mein Tipp: Wenn du solch ein großes Projekt auf dem Tisch hast, mach dir einen guten Zeitplan. Die Zeit verrinnt so schnell, und ehe du es dich versiehst, steht der Redaktionsschluss vor der Tür. Wenn du diesen Termin nicht einhältst, ist das für den Verlag oft ein Problem, denn dieser hat die Arbeitsschritte bis zur Veröffentlichung bei sich ja bereits eingeplant.
Das Schreiben eines Reiseführers
Nach jeder Tour setzte ich mich direkt am nächsten Tag an den Schreibtisch, um die einzelnen Kapitel zu schreiben. Denn dann hatte ich das Erlebte noch frisch im Gedächtnis. Auch die passenden Fotos wählte ich aus. Hinzu kamen bei „Ab ins Grüne – Rund um Köln & Bonn“ die Restaurant-Tipps: Für möglichst jede Tour gibt es mindestens einen Hinweis auf eine Einkehr. Das hieß: Restaurants recherchieren, Website und Öffnungszeiten herausfinden, eine Besonderheit hervorheben („Abgestimmte Speisen auf die Weine der ortsansässigen Winzer“).
Außerdem weist der Reiseführer auf Interessantes entlang der Route hin: Burgen, Museen, Wildparks, Hochseilgärten oder andere Abstecher, die sich auf der Strecke lohnen. Auch hierfür musste ich Details recherchieren und sie teilweise in längeren Infokästen niederschreiben.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich pro Tour mindestens einen Tag Arbeit investiert habe, manchmal auch mehr: Anreise, Wandern, Notizen machen und fotografieren, Hintergrund recherchieren, schreiben und Fotos auswählen. Das alles brauchte seine Zeit.
Mist, schon wieder falsch abgebogen!
Zusammenarbeit mit dem Verlag
Sobald ich wieder ein Kapitel fertiggestellt hatte, schickte ich den Text an den Verlag. Dort kümmerte sich eine Lektorin um Feinheiten, passte die Texte bei Bedarf an und wählte aus meinen Bildern diejenigen aus, die für die Gestaltung benutzt werden sollten. Die Grafikerin setzte Texte und Bilder ins Layout und erstellte Karten. Ich schrieb währenddessen noch das Vorwort, wählte Highlights aus, die als „Tipps der Autorin“ noch mal mit einem kurzen Text hervorgehoben wurden, und verfasste den Klappentext für die Buchrückseite.
Als das Buch fertig gesetzt war, habe ich es noch einmal komplett durchgeschaut und geprüft, ob sich nicht irgendwo Fehler eingeschlichen hatten. Die Schlusskorrektur übernahm der Verlag.
Im März 2013, rund ein Jahr nach Erteilung des Auftrags, hielt ich schließlich das fertige Werk in den Händen. Nach all der Mühe war das wirklich ein tolles Gefühl.
Im Jahr 2018 und jetzt im Jahr 2021 kam eine komplett überarbeitete Neuauflage heraus. Für die erste Neuauflage habe ich noch einmal sechs neue Touren recherchiert und erwandert, sodass das Buch jetzt 36 statt nur 30 Ausflüge enthält. Und für die zweite Neuauflage haben wir zwei Touren ausgetauscht, und ich bin einen Teil der bestehenden Wanderungen erneut gelaufen, um zu prüfen, ob noch alles stimmt. Außerdem galt es beide Male, die Informationen der Restaurants und sonstigen Ausflugtipps zu kontrollieren. Manche der Einrichtungen gab es schon gar nicht mehr, oder es hatten sich Angaben geändert. Der Leser soll sich schließlich darauf verlassen können, dass das Buch keine veralteten Informationen enthält.
Mein Tipp: Recherchiere deine Informationen sorgfältig. Ich persönlich finde es als Leser extrem ärgerlich, wenn ich in einem Wander- oder Reiseführer falsche Angaben lese, die offensichtlich schlampig recherchiert wurden.
Viel Arbeit für den Reiseführer
Du siehst: Einen Wander- oder Reiseführer zu schreiben, bedeutet viel Arbeit. Es reicht nicht aus, eine gute Idee zu haben. Die Ausführung dauert wirklich lange. Je größer die Region ist, über die du schreibst, und je umfangreicher die Inhalte, umso aufwendiger sind die Recherche und die Umsetzung.
Du fragst dich sicherlich, ob sich das Schreiben eines Reiseführers finanziell lohnt. Ganz ehrlich? Nein. Die Arbeit, die du in solch ein Projekt hineinstecken musst, bekommst du nicht annähernd zu einem vernünftigen Stundensatz bezahlt. In der Regel bekommen Autoren einen Anteil von jedem verkauften Exemplar. Je mehr Bücher sich verkaufen, umso größer ist dein Gewinn. Nachdem „Ab ins Grüne – Rund um Köln & Bonn“ schon so viele Jahre am Markt ist, habe ich mittlerweile schon einiges an Tantiemen bekommen. Jedes Jahr erhalte ich vom Verlag eine Abrechnung, so lange wie sich das Buch verkauft. Aber die vielen Stunden Arbeit, die ich in die drei Auflagen hineingesteckt habe, sind damit noch lange nicht abgegolten.
Dass mein Ausflugsführer sich schon so lange verkauft, ist natürlich auch ein bisschen Glückssache. Ich habe einen weiteren Titel für den via reise verlag geschrieben, „Lauschige Orte in Köln und Bonn“. Der wurde nach einer Auflage eingestellt, weil er sich nicht gut verkauft hat. Entsprechend wenig habe ich dafür erhalten.
Lust bekommen auf „Ab ins Grüne – Rund um Köln & Bonn“?
Wenn du wissen willst, was nach all der Arbeit herausgekommen ist, schau doch mal in meinen neuaufgelegten Ausflugsführer „Ab ins Grüne – Rund um Köln & Bonn“ hinein. Es erwarten dich 36 Rad- und Wandertouren durch die Kölner Bucht, das Bergische Land, die Eifel und die Region Siegtal, Siebengebirge und Mittelrhein.
Sie reichen von Spaziergängen von 5 Kilometern bis zu ausführlicheren Strecken bis zu 26 Kilometer. Alle Touren sind grundsätzlich auch mit Kindern machbar. Und sie starten und enden jeweils an einem Bahnhof oder einer Haltestelle – sind also umweltfreundlich erreichbar.
Du kannst den Rad- und Wanderführer direkt beim via reise verlag bestellen.
Viel Spaß beim Lesen, Wandern und Radeln!
Nachdem nun in den nächsten Tagen mein erstes Buch rauskommt (über meine Zeit in China), habe ich Blut geleckt und bereits den Vertrag für einen Reiseführer unterzeichnet und bin am verhandeln über ein drittes Projekt. Ja, das ist alles furchtbar schlecht bezahlt – aber das ist das Bloggen ja letztlich auch. Aber es macht mir eine Menge Spass.
Interessant finde ich, dass du dein Buch kapitelweise eingereicht hast. Bei all meinen Projekten (also dem fertigen, wie den beiden in der Pipeline) war es jeweils so, dass ich am Ende alles auf einmal abgeben musste. Irgendwie finde ich das auch stimmiger, weil man ja bei der weiteren Recherche immer mal wieder auf eine Kleinigkeit stösst, die man noch in bereits bestehende Texte einbauen möchte. War zumindst bei mir so.
Glückwunsch zu den Buchverträgen! Da bin ich ja gespannt. Zu deinem zweiten Punkt: Die Kapitel sind in sich abgeschlossen. Würden sie sich hier und da aufeinander beziehen, hätte ich sie auch nicht einzeln eingereicht. Da bin ich ganz bei dir.
Oh ja, einen Reiseführer zu schreiben, ist verdammt anstrengend! Das liegt aber vor allem auch daran, dass heute kein Verlag mehr seine Autoren vernünftig bezahlen kann. Allein die Übernahme von Reisekosten ist für viele schon Luxus, das gibt es heute kaum noch – geschweige denn ein ordentlicher Vorschuss, denn von irgendetwas muss man ja auch leben, bevor die ersten Bücher verkauft sind. (Mein Profi-Tipp ist daher: Nur große Verlage zahlen a) genug Vorschuss und haben b) genug Marketing-Power, um für ordentliche Verkäufe zu sorgen. Wenn man nicht auf die Verkaufstische von Thalia & Co. kommt, hat man keine Chance im Buchhandel.)
Ich habe jetzt schon acht Reiseführer und Ratgeber geschrieben und mache es immer wieder, auch wenn ich während des Schreibens öfters alles hinschmeißen will. Aber es geht eben nicht (nur) ums Geld dabei, sondern macht auch richtig Spaß, seine Insider-Kenntnisse mit anderen zu teilen. Und auch wenn ich „meine“ Regionen echt gut kenne, lerne ich bei jedem Buch viel dazu!
Liebe Grüße
Jenny
Acht Stück?! Respekt. Ich fand zwei Bücher schon anstrengend genug. Aber du hast natürlich Recht: Man lernt immer wieder Neues dabei.