Ein Besuch der Völklinger Hütte ist ein Muss, wenn du ins Saarland reist. Das ehemalige Eisenwerk, das 1986 stillgelegt wurde, erhielt 1994 den Status UNESCO Weltkulturerbe. Im Jahr 2019 zählte die Völklinger Hütte rund 225.000 Besucher. Es würde mich nicht wundern, wenn viele von ihnen mehrmals dort waren. Denn um alle Details des riesigen Geländes zu erfassen, reicht ein Besuch kaum aus.
Was ist eigentlich die Völklinger Hütte?
Das Eisenwerk wurde 1873 in der saarländischen Stadt Völklingen gegründet und war bis zur Stahlkrise Mitte der 1980er-Jahre in Betrieb. 1994 wurde es als erstes Industriedenkmal in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen. Die historischen Anlagen der Roheisenproduktion sind noch komplett erhalten. Heute können Besucher in sieben Stationen viel über die ehemalige Eisen- und Stahlproduktion in Völklingen lernen. Auf einem ausgeschilderten Weg folgst du den einzelnen Stationen:
- Sinteranlage
- Erzhalle
- Möllerhalle
- Hochöfen
- Die Kokerei und das Paradies
- Kohlegleis und Ferrodrom
- Gebläsehalle
Du kannst jederzeit die Tour unterbrechen und abkürzen. Ich finde jedoch, jede einzelne Station ist es wert, angeschaut zu werden.
Besonders spannend fand ich die Hochöfen. Bevor du diese auf zahlreichen Treppen besteigen darfst, bekommst du einen Sicherheitshelm, damit du dir nicht den Kopf stößt. Dann geht es auf bis zu 45 Meter Höhe hinauf. Von dort oben kannst du die gesamte Industrielandschaft des Weltkulturerbes überblicken.
Wieder unten angekommen geht es an der Kokerei entlang ins Paradies. Hier siehst du, wie die Natur sich die stillgelegten Industrieanlagen zurückerobert. Tiere und Pflanzen haben sich zwischen den alten Eisenkonstruktionen angesiedelt.
Wie wird Stahl hergestellt?
Kein Scherz: Wer genau wissen will, wie Stahl hergestellt wird, dem empfehle ich dieses sehr lehrreiche Video aus der
Sendung mit der Maus.
Die Völklinger Hütte ist aber nicht nur ein Industriedenkmal, sondern auch Schauplatz zahlreicher Ausstellungen, Theaterstücke oder Konzerte. Vor einem Besuch im Saarland lohnt es sich, das Kulturprogramm des Weltkulturerbes anzuschauen.
Was ist das Faszinierende an der Völklinger Hütte?
Die Arbeit im Eisenwerk muss die Hölle gewesen sein. Die Texte und Videos, die uns während des Besuchs in der Völklinger Hütte begleiten, zeigen anschaulich die schwere Arbeit, die die bis zu 17.000 Beschäftigten verrichten mussten. Auch Zwangsarbeiter waren im Ersten und Zweiten Weltkrieg unter ihnen.
Jeden Tag mussten sie unglaublich viel Hitze, Staub und Lärm ertragen, und das alles ohne moderne Schutzausrüstung. In der Gebläsehalle etwa waren sie ununterbrochen ohrenbetäubendem Maschinenlärm und feinem Ölnebel aus den Schwungrädern ausgesetzt. Sie hantierten mit flüssigem Roheisen, das über 1400 Grad heiß war. An anderen Stellen setzte sich feiner Staub in den Lungen der Arbeiter fest. Den Rundgang durch die Völklinger Hütte fand ich faszinierend und bedrückend zugleich.
Wie viel Zeit solltest du für den Besuch der Völklinger Hütte einplanen?
Das Gelände ist wirklich sehr groß. Auf einem rund sieben Kilometer langen Weg kannst du dir einen Großteil des Hüttengeländes anschauen. Das allein braucht Zeit. Darüber hinaus beherbergt das ehemalige Eisenwerk immer wieder wechselnde Kunstausstellungen, die einen Blick lohnen.
Je nachdem, wie viele Fotos du machst und wie viele der verwinkelten Ecken du dir anschauen willst, brauchst du mehr oder weniger Zeit. Ich würde empfehlen, mindestens vier Stunden für einen Besuch der Völklinger Hütte einzuplanen.
Tipps zum Fotografieren in der Völklinger Hütte
Für Fotografen ist die Völklinger Hütte ein Eldorado. An Motiven mangelt es nicht. Vielerorts liegen die Werkzeuge noch so da, als hätten die Arbeiter gerade erst den Platz verlassen. Das unüberschaubare Gewirr von Rohren sieht aus jeder Perspektive wieder anders aus. Vielfarbiger Rost frisst sich durch die eisernen Wände des einstigen Werkes. Wer gern fotografiert, sollte viel Speicherplatz und Ersatzakkus dabei haben.
- Das Fotografieren auf dem Gelände des Weltkulturerbe ist zu Werbe- und Erwerbszwecken grundsätzlich nicht gestattet. Blogger und andere Fotografen, die die Bilder veröffentlichen wollen, müssen vor dem Besuch eine schriftliche Genehmigung einholen. (Die Fotos in diesem Beitrag entstanden mit freundlicher Unterstützung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.)
- Auch Hobbyfotografen, die Bilder machen wollen, müssen eine Erklärung ausfüllen, dass sie die Fotos nur für private Zwecke nutzen. Die Erklärung liegt an den Kassen bereit.
- Das Fotografieren mit und ohne Blitz ist in den Ausstellungen und bei Veranstaltungen des Weltkulturerbe Völklinger Hütte untersagt.
- An vielen Orten in der Völklinger Hütte ist es recht dunkel. Aufgrund der langen Belichtungszeiten empfiehlt sich ein Stativ oder ein lichtstarkes Objektiv.
- Das Gelände der Völklinger Hütte ist riesig. Es wird dir nicht gelingen, alles auf ein Bild zu bekommen. Mein Tipp: Beschränke dich beim Fotografieren eher auf kleine Details statt das große Ganze einfangen zu wollen.
- Wer sowohl die gigantischen Werksanlagen als auch kleine Details fotografieren will, sollte Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten im Gepäck haben.
Und noch ein Tipp, der nichts mit Fotografieren zu tun hat: Zieh auf jeden Fall feste, geschlossene Schuhe an und pack eine Jacke ein – auf dem Gelände der Völklinger Hütte ist es oft zugig.
Eintrittspreise für die Völklinger Hütte
- Erwachsene: 17,00 Euro
- Gruppen ab 15 Personen: 15,00 Euro pro Person
- Kinder, Jugendliche bis 18 Jahre sowie Schüler und Studenten mit Ausweis bis 27 Jahre: Eintritt frei
- Zwei-Tages-Karte: 20 Euro
- Dienstagsnachmittag ab 16:00 Uhr: Eintritt frei
- Inhaber der SaarlandCard: Eintritt frei
(Stand: 2021)
Achtung: Der Eingang ist etwas schwierig zu finden, da er vom Parkplatz aus nicht gut ausgeschildert ist. Du musst dich vom Ausgang des Parkplatzes nach rechts wenden. Der Kassenbereich befindet sich auf der gleichen Straßenseite wie der Parkplatz.
Hast du schon einmal ein Industriedenkmal besucht? Welches kannst du empfehlen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Veröffentlicht am: 31. August 2021
Meine Favoriten sind die Kokerei Zollverein in Essen und der Landschaftspark in Duisburg. Im Ruhrpott gibt es ziemlich viel zu sehen. Auch immer einen Besuch wert sind die unzähligen Halden, von oben hat man einen super Ausblick.
Danke für die Tipps, Christina. Obwohl das Ruhrgebiet gar nicht so weit weg ist von uns, bin ich dort noch nie gewesen.
Wie cool! Ich mag Industriedenkmäler und besuche gern welche. Im Fagus1Werk war ich z.B. ein paar Tage nachdem es Unesco-Welterbe wurde. Die Völklinger Hütte möchte ich mir auch mal anschauen. Danke für die vielen Tipps. Dann nehme ich mir auf jeden Fall einen ganzen Tag dafür Zeit.
Vom Fagus-Werk habe ich noch nie etwas gehört. Danke für den Tipp, Barbara!
Tolle Fotos, Sabine!
Wir besuchen tatsächlich immer wieder gern solche Industriedenkmäler. Da kriegen wir gut meine fotografischen Interessen und die eher technischen von meinem Sohn unter einen Hut. Rund um Berlin sind die Ziegeleiwerke sehr spannend. Unübertroffen ist aber die F60 – ein gigantischer Abraumbagger aus dem Braunkohletagebau im Süden Brandenburgs, der mit der Wende seine Funktion verlor. Auf die Völklinger Hütte bin ich auch sehr neugierig. Ich hoffe, wir sehen sie in diesem Herbst.
Liebe Grüße
Angela
Das sind zwei gute Tipps, danke, Angela! Wenn ich mal wieder bei Euch in der Nähe bin, schaue ich da gern mal vorbei.
Hallo Sabine,
spannender und informativer Bericht, anspruchsvolle Fotos,
haben bisher 2 Ausstellungen gesehen: Das Gold der Inkas und
die Kelten. Grossartig.
Wir müssen auch mal wieder hin.
Danke und herzliche Grüsse
Birgit und Peter
Lieben Dank für den Kommentar. Ihr habt ja das Glück, in direkter Reichweite zur Völklinger Hütte zu wohnen. Da würde ich sicherlich auch öfter mal hingehen. :-)