Gehäkelte Korallenriffe im Frieder Burda Museum

Frau vor gehäkeltem Korallenriff im Frieder Burda Museum

In Deutschland gibt es Korallenriffs? Ja, und zwar ganz Besondere: Im Frieder Burda Museum in Baden-Baden kannst du in der Ausstellung „Wert und Wandel der Korallen“ gehäkelte Korallenriffs erkunden. Für das Kunstprojekt haben 4000 Menschen Korallen gehäkelt. Auch ich habe mich beteiligt und bin in Baden-Baden auf die Suche nach meinen Korallen gegangen.

Wer steckt hinter der Idee des Häkelkorallenriffs?

Die Künstler-Schwestern Margaret und Christine Wertheim stammen aus Australien und haben vor Ort erlebt, welche Auswirkungen die globale Erderwärmung hat: Sie löst die Korallenbleiche aus, die schwere Schäden unter anderem am Great Barrier Reef anrichtet. In den vergangenen Jahren haben die Schwestern Wertheim, unter anderem für die Biennale in Venedig, ein Crochet Coral Reef, also ein Riff aus gehäkelten Korallen, gefertigt. Ihre Installation ist bereits durch mehrere Länder gezogen. Sie wollen damit auf das Sterben der Korallenriffe aufmerksam machen.

Weiße Korallen mit Getränkeverschlüssen auf dem Boden der Vitrine

Abgestorbene Korallen mit Umweltmüll.

Seit Ende Januar 2022 befindet sich die Ausstellung im Frieder Burda Museum in Baden-Baden. Es ist das bisher größte Satellite Reef, das die Schwestern zusammengestellt haben: Über 40.000 gehäkelte Korallen sind dort zu besichtigen.

Wer hat die vielen Korallen gehäkelt?

2021 hatte das Museum Frieder Burda in sozialen Netzwerken unter dem Motto „Häkeln für die Weltmeere“ Handarbeitsbegeisterte dazu aufgerufen, Korallen zu häkeln, um sich damit an der Ausstellung zu beteiligen. Das Echo war enorm: Mehr als 4000 Häklerinnen (die meisten tatsächlich Frauen) haben über 40.000 Korallen eingesendet.

Auch ich habe in Corona-Zeiten das Häkeln wiederentdeckt und fand die Idee wunderbar, etwas zu handarbeiten, was tatsächlich Sinn macht. Ich habe mir also die Anleitung für das Korallenhäkeln heruntergeladen und insgesamt 16 Korallen gefertigt, die ich an das Museum geschickt habe.

16 gehäkelte Korallen

Meine Korallen vor dem Versand nach Baden-Baden.

In Baden-Baden haben Margaret und Christine Wertheim zusammen mit vielen Helfern die unzähligen Einsendungen nach Farben und Formen sortiert und in mühevoller Kleinarbeit wundervoll farbige Korallenriffe zusammengestellt. Als Dank für ihre Arbeit ist jede einzelne Häklerin auf einer riesigen Wand sowie im Austellungskatalog mit Name genannt. Zwei Freikarten für den Besuch der Ausstellung gab es obendrein.

Frau vor Wand zeigt auf ihren Namen

Gefunden! (Foto: Jochen Hafner)

Was ist in der Ausstellung „Wert und Wandel der Korallen“ zu sehen?

Los geht es bereits im Foyer vor den Kassen: Hier hängen an einer großen Wand die ersten Korallen, die die Häklerinnen eingesendet haben. Eine bunte Vielfalt, die die Farben des Great Barrier Reef widerspiegeln soll (siehe Titelbild oben).

Im großen Saal im Erdgeschoss finden sich in Vitrinen besonders schöne Werke von Margaret und Christine Wertheim, einige ganz filigran, andere zum Beispiel aus Perlen gefertigt. Teilweise sind die Korallen auch aus Plastik, Videobändern oder Lametta gehäkelt.

Häkelkoralle aus Perlen

Eines der Werke von Christine Wertheim.

An der Wand sind die mathematischen Formeln aufgezeichnet, die die Rüschenformen der Korallen als hyperbolische Geometrie erläutern. Von der Decke hängt zudem eine meterlange gehäkelte Seeschlange.

Wand mit mathematischen Formeln

Hyperbolische Strukturen (ich verstehe nur Bahnhof …).

Am Gang zum nächsten Raum sind wiederum unzählige Korallen der Häklerinnen aus Deutschland aufgereiht. Über mehrere Etagen hinweg hängt zudem von der Decke ein Netz voller Plastikabfall, der über längere Zeit im Museum gesammelt wurde. Er soll auf die Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam machen.

Bunte Korallenwand

Das sind nur einige der gehäkelten Korallen.

Auf der Zwischenetage sind in Vitrinen winzige Häkelkorallen ausgestellt, die so klein sind, dass sie in den Installationen untergegangen wären. Eine große Collage aus weißen Häkelkorallen symbolisiert zudem die Korallenbleiche.

Im Obergeschoss wird es dann für alle, die mitgehäkelt haben, besonders interessant: Hier wurden aus den Werken der Häklerinnen sechs Korallenriffe zusammengesetzt, jede Insel ist jeweils farblich abgestimmt. Die fantasievollen Formen, die die Handarbeitenden kreiert haben, sind wirklich faszinierend.

Bunte Koralleninsel

Die Fantasie …

Bunte Koralleninsel

… der über 4000 Häklerinnen …

Bunte Koralleninsel

… ist beeindruckend.

Weil gar nicht alle eingesendeten Werke in die Koralleninseln eingebaut werden konnten, sind einige der Stücke auch im Fahrstuhl zu sehen. Während der Fahrt vom Obergeschoss bis in den Keller gleitest du also an einem weiteren bunten Korallenriff entlang.

Habe ich meine gehäkelten Korallen gefunden?

Die riesige Menge der Korallen macht es nicht leicht, einzelne Stücke zu finden. Ich habe mir ausführlich das Wandobjekt im Foyer angesehen, bin an der Installation im Erdgeschoss entlanggelaufen und habe jede einzelne Koralleninsel im Obergeschoss inspiziert – ohne Erfolg. Anschließend bin ich in den Fahrstuhl gestiegen und habe auf jeder Etage die Installationen überprüft – ebenfalls keine Koralle von mir.

Am Ende bin ich noch einmal alle Etagen über die Treppen gelaufen und habe die Wände außen am Fahrstuhl abgesucht. Und daaaa, im Erdgeschoss, bin ich endlich fündig geworden! Eine meiner 16 Korallen saß ganz oben in der Installation und strahlte mich mit ihrem pinkfarbenen Rand an.

Pfeil zeigt auf eine gehäkelte Koralle

Nach langer Suche endlich gefunden: eine meiner Korallen!

Wo die anderen 15 Stücke gelandet sind, weiß ich nicht. Dafür müsste ich wahrscheinlich noch ein paarmal die Ausstellung besuchen und die Installationen genau unter die Lupe nehmen. Dass ich nur eine einzige meiner Korallen gefunden habe, ist aber gar nicht schlimm. Es ist trotzdem ein tolles Gefühl, bei so einer Aktion mitgemacht zu haben und damit hoffentlich vielen Menschen bewusst zu machen, wie wichtig das Überleben der Korallenriffe in den Weltmeeren sind.

Hast du Lust bekommen, dir die gehäkelten Korallenriffe einmal selber anzuschauen? Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Juni im Frieder Burda Museum in Baden-Baden zu besichtigen. PS: Wenn du weitere meiner Korallen findest, sag gern Bescheid ;-)

Veröffentlicht am: 25. April 2022

10 Kommentare

  1. Anja Dommel 9. August 2022 um 7:34

    Ein wirklich charmanter und beeindruckender Weg, um künstlerisch auf das Thema Naturschutz aufmerksam zu machen. Wenn man zeigt, wie wunderschön und besonders die Natur doch ist, kann man denke ich viel bewirken. Da braucht es garnicht viele Worte, damit einem klar wird, wie schützenswert das doch eigentlich ist.

  2. Ein Reiseblogger 29. Juli 2022 um 15:20

    Ich glaub ich habe erst vor Kurzem eine Doku gesehen, wo das drin vorkam. Tolle Sache

  3. Stefan 25. April 2022 um 19:02

    Hallo Sabine, tolles Projekt. Das Zusammenfügen der Künstlerinnen ist beeindruckend. Vielleicht kann ich mir die Ausstellung noch anschauen. Ist ja nicht ganz so weit von hier… HG Stefan

    • Sabine 25. April 2022 um 19:29

      Es soll auch Männer geben, die von dem Projekt begeistert sind ;-) Wenn du die Möglichkeit hast, schau es dir gern an, es lohnt sich!

  4. inka 25. April 2022 um 14:00

    Oh wow, das ist ja mega cool geworden, ich erinnere mich an Dein Foto und die tolle Aktion. Aber dass es SO toll aussieht, hätte ich jetzt nicht gedacht. Vielen Dank fürs Mitnehmen, so schnell komme ich in diese Ecke wohl leider nicht.
    LG /inka

    • Sabine 25. April 2022 um 14:10

      Ja, ich war auch ganz begeistert. Und das Museum wohl auch etwas erschlagen von den vielen Einsendungen ;-)

  5. Felicitas 25. April 2022 um 13:20

    Hallo Sabine!

    Was für eine schöne Idee! Auch wenn die Motivation dahinter so schrecklich ist. Bei manchen der Häkelwerke denkt man auf den ersten Blick wirklich, es würde sich um Korallen handeln.
    Ich kannte das Kunstprojekt bisher nicht. Vielen Dank, dass du mich mit deinem Artikel darauf aufmerksam gemacht hast.

    Liebe Grüße
    Felicitas

    • Sabine 25. April 2022 um 14:09

      Ja, der Anlass ist natürlich traurig. Schöner wäre es gewesen, die tollen Korallenriffe der Erde zu feiern …

  6. Cornelia 25. April 2022 um 13:11

    Das ist ja cool – ist bestimmt toll, bei einer solchen Aktion den eigenen Beitrag wiederzufinden. Tatsächlich habe ich neulich im Fernsehen einen Bericht über diese Ausstellung gesehen und fand das total interessant.

    • Sabine 25. April 2022 um 14:08

      Ist es auch! Nach Fernsehbeiträgen muss ich auch nochmal schauen.

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Veröffentlicht am: 25. April 2022

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10 Kommentare

  1. Anja Dommel 9. August 2022 um 7:34

    Ein wirklich charmanter und beeindruckender Weg, um künstlerisch auf das Thema Naturschutz aufmerksam zu machen. Wenn man zeigt, wie wunderschön und besonders die Natur doch ist, kann man denke ich viel bewirken. Da braucht es garnicht viele Worte, damit einem klar wird, wie schützenswert das doch eigentlich ist.

  2. Ein Reiseblogger 29. Juli 2022 um 15:20

    Ich glaub ich habe erst vor Kurzem eine Doku gesehen, wo das drin vorkam. Tolle Sache

  3. Stefan 25. April 2022 um 19:02

    Hallo Sabine, tolles Projekt. Das Zusammenfügen der Künstlerinnen ist beeindruckend. Vielleicht kann ich mir die Ausstellung noch anschauen. Ist ja nicht ganz so weit von hier… HG Stefan

    • Sabine 25. April 2022 um 19:29

      Es soll auch Männer geben, die von dem Projekt begeistert sind ;-) Wenn du die Möglichkeit hast, schau es dir gern an, es lohnt sich!

  4. inka 25. April 2022 um 14:00

    Oh wow, das ist ja mega cool geworden, ich erinnere mich an Dein Foto und die tolle Aktion. Aber dass es SO toll aussieht, hätte ich jetzt nicht gedacht. Vielen Dank fürs Mitnehmen, so schnell komme ich in diese Ecke wohl leider nicht.
    LG /inka

    • Sabine 25. April 2022 um 14:10

      Ja, ich war auch ganz begeistert. Und das Museum wohl auch etwas erschlagen von den vielen Einsendungen ;-)

  5. Felicitas 25. April 2022 um 13:20

    Hallo Sabine!

    Was für eine schöne Idee! Auch wenn die Motivation dahinter so schrecklich ist. Bei manchen der Häkelwerke denkt man auf den ersten Blick wirklich, es würde sich um Korallen handeln.
    Ich kannte das Kunstprojekt bisher nicht. Vielen Dank, dass du mich mit deinem Artikel darauf aufmerksam gemacht hast.

    Liebe Grüße
    Felicitas

    • Sabine 25. April 2022 um 14:09

      Ja, der Anlass ist natürlich traurig. Schöner wäre es gewesen, die tollen Korallenriffe der Erde zu feiern …

  6. Cornelia 25. April 2022 um 13:11

    Das ist ja cool – ist bestimmt toll, bei einer solchen Aktion den eigenen Beitrag wiederzufinden. Tatsächlich habe ich neulich im Fernsehen einen Bericht über diese Ausstellung gesehen und fand das total interessant.

    • Sabine 25. April 2022 um 14:08

      Ist es auch! Nach Fernsehbeiträgen muss ich auch nochmal schauen.

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