Samaipata: Nebelwald ohne Nebel

Nebelwald im Nationalpark Amboró

Button2015Wenn du in Bolivien nach Santa Cruz kommst und ein paar Tage Zeit hast (zum Beispiel weil dein Flieger erst ein paar Tage später geht), lohnt sich ein Abstecher nach Samaipata. Denn ganz ehrlich: In Santa Cruz gibt es nicht viel zu sehen. Daher schnapp dir lieber ein Taxi, das dich zur Haltstelle der Sammeltaxis Richtung Samaipata bringt. Hier mussten auch wir nicht lange warten: Kurz nach unserer Ankunft war das Taxi schon bis auf den letzten Platz besetzt, und es konnte losgehen.

Gesperrte Straße nach Samaipata?

Der erste Teil der Strecke war noch harmlos: Über eine gut ausgebaute Asphaltstraße kamen wir gut voran. Der zweite Teil allerdings war nicht ohne: Über eine matschige Schlaglochpiste ging es, manchmal nur haarscharf an der Kante ins Tal vorbei, zwei Stunden in Schlangenlinien über Land. Wir hatten Glück, dass die Straße nach Samaipata überhaupt befahrbar war: Es hatte in den Tagen davor so stark geregnet, das Erdrutsche Teile der Straße verschüttet hatten und die Zufahrt nach Samaipata tagelang gesperrt gewesen war. Angesichts der großen Erdhügel rechts und links der Straße sowie der Baufahrzeuge und Straßenarbeiter, die versuchten, die Piste zu flicken, wurde uns etwas mulmig, ob wir sicher und rechtzeitig für unseren Heimflug nach Santa Cruz zurückgelangen würden.

Strasse nach Samaipata

Straßenschäden auf dem Weg nach nach Samaipata. (Foto: Jochen Hafner)

Nach rund drei Stunden und mehreren Stopps, bei denen unser Fahrer jedes Mal besorgt unter die Motorhaube seines Taxis geschaut hatte, kamen wir endlich in Samaipata an und bezogen unser Hotel oben am Berg mit Blick auf das Dorf. Sowohl Reiseführer als auch die Dorfbewohner schwärmen von Samaipata als eines der hübschesten Orte Boliviens. Auswanderer aus über 30 Nationen sind dorthin gezogen, und wir hörten – nicht nur auf Deutsch – dass sie sich auf Anhieb in den Ort verliebt hätten.

Samaipata: Schön ist anders

Nun, unter uns: Ich fand Samaipata ziemlich langweilig und heruntergekommen. Der Marktplatz ist – wie in vielen Orten Boliviens – ganz hübsch, aber die Straßen drumherum waren entweder komplett ausgestorben (gleich, zu welcher Tageszeit wir dort herumliefen) oder vor lauter Schlaglöchern und offenen Abwasserkanälen unpassierbar. Nun, wem’s gefällt …

samaipata

Wir waren ja auch nicht wegen des vermeintlich hübschen Ortsbildes nach Samaipata gekommen, sondern wegen des Nationalparks Amboró. In den umliegenden Bergen des abgelegenen Dorfes befinden sich nämlich Nebelwälder. Wir buchten eine Wandertour und trafen uns am nächsten Morgen mit einem holländischen Paar und unserem – zufällig – deutschsprachigen Guide aus Argentinien, einem der vielen Auswanderer im Ort. Im Jeep fuhr er uns den Berg hinauf, bis die Straße zu Ende war, und führte uns in den dichten Wald hinein.

Samaipata Nebelwald

Je tiefer wir hinabstiegen, umso feuchter wurde die Luft. Moose und Flechten hingen in den Bäumen, in denen normalerweise jeden Tag dichter Nebel herrscht. Wir hatten einen der wenigen klaren und trockenen Tage des Jahres erwischt. Bei der weiteren Wanderung kamen wir uns vor wie im Film „Jurassic Park“: Was wir zu Hause als kleine Farne am Waldboden kennen, wächst hier in mehr als 400 Jahren bis zu zehn Meter hoch. Die Farnriesen haben sich seit der Dinosaurier-Zeit nicht allzu sehr verändert. Es hätte uns also nicht gewundert, wenn ein Urzeittier zwischen den Bäumen aufgetaucht wäre. Beim Picknick an einem Wasserfall schauten wir uns auch erstmal gründlich nach anderen Waldbewohnern um …

Sehenswert: Nebelwald im Nationalpark Amboró

Nach der Rast mussten wir auf rutschigen Wegen wieder aus der Senke emporklettern. Für diese Anstrengung wurden wir am Ende mit einem Panoramablick über den gesamten Nationalpark Amboró belohnt, der wegen des andauernden Nebels sonst nur selten zu sehen ist. Und als wir genau hinsahen, entdeckten wir sogar einen Kondor seine Kreise über die bewaldeten Berghänge ziehen.

samaipata-amboro

Wegen des Nationalparks Amboró und dem Nebelwald lohnt sich die Fahrt nach Samaipata allemal. Ob du allein wegen des Dorfes die Strapazen der schlechten Straße auf dich nehmen würdest, musst du selber entscheiden. Um aus der Großstadt Santa Cruz rauszukommen, ist Samaipata auf jeden Fall ein ganz nettes Ziel.

Hast du auch mal einen Abstecher von der Hauptroute gemacht, der dich besonders überrascht hat? Erzähl mir doch im Kommentar davon!

Mehr über Boliviens Osten liest du auch im Blog Kate Travels.

Veröffentlicht am: 16. März 2016

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Veröffentlicht am: 16. März 2016

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