Mitten im Atlantik liegen die Azoren: Ein Drittel des Weges nach Amerika muss man zurücklegen, um wieder auf Land zu treffen. Die Azoren gehören zu Portugal, daher gibt es nur von Lissabon aus Direktflüge auf die Inselgruppe. Die lange Anreise bis zum äußersten Rand Europas lohnt sich auf jeden Fall. Denn die Azoren sind ein Natur- und Wanderparadies – das hat sich seit 1998, als ich dort war, hoffentlich auch nicht geändert.
Auf zu den Inseln im Atlantik
Das berühmte Azoren-Hoch meinte es seinerzeit gut mit mir: Statt über Europa zu liegen und den Europäern einen warmen Sommer zu bescheren, hatte es beschlossen, zu Hause, mitten auf dem Atlantik, zu bleiben, sodass ich fast drei Wochen lang bestes Wetter auf den Inseln hatte – keine Selbstverständlichkeit bei einer Azoren-Reise.
Ich war mit meinem Reisepartner zum Insel-Hopping aufgebrochen. Faial, Santa Maria und São Miguel wollten wir erkunden. Leider war kurz vor meinem Besuch ein Erdbeben auf den Azoren ausgebrochen, sodass ich gar nicht so recht wusste, was mich erwartete. Im Grunde gab es jedoch keinerlei Einschränkungen für uns Reisende – nur bei einer Busfahrt über die Insel Faial musste der Fahrer einen kleinen Umweg machen, und wir sahen die schrecklichen Schäden in einem vom Erdbeben besonders betroffenen Ort.
Azoren: Auf der Insel Faial
Auf Faial haben wir uns mit dem Taxi auf den Gipfel des Vulkankraters bringen lassen. Dort oben führt ein Wanderweg einmal um die Caldeira herum – leider mussten wir auf halber Strecke umkehren, weil durch das Erdbeben ein Teil des Weges verschüttet war. 400 Meter tief unten im Krater liegen ausgetrocknete Seen, rechts und links des Weges wachsen riesige Hortensienbüsche, und der Blick hinüber auf die Insel Pico mit dem höchsten Berg der Azoren ist zauberhaft. Oft ziert die Spitze des Pico eine kleine Eishaube, die wie eine weiße Mütze über dem Gipfel schwebt. Hinten im Dunst sind weitere Inseln der Azoren zu erkennen.
Blick in die grüne Caldeira.
Ein weiteres lohnendes Ziel auf Faial ist die wüstenartige Ponta Capelinhos ganz im Westen der Insel. Nach einem Vulkanausbruch in den 1950er-Jahren entstanden hier neue Lavaberge. Wir spazierten wie durch eine Mondlandschaft bis zum Meer. Nach dem Grün auf dem Rest der Insel wirkten diese kargen Lavafelder ziemlich unwirklich.
Wüstenlandschaft am Ponta Capelinhos.
Auf einer Zwei-Stunden-Wanderung liefen wir weiter Richtung Süden bis Varadouro, immer an der Küste entlang. In Varadouro gibt es ein Naturschwimmbecken, das ich aber nicht ungefährlich fand: Die starke Brandung drückte die Wellen in das Becken, sodass ich ganz schön paddeln musste, um nicht an die Felsen geschleudert zu werden.
Auf dem Weg nach Varadouro.
Die Inselhauptstadt Horta schmücken hübsche Kolonialbauten aus alten Zeiten, und im Jachthafen verewigen sich die Atlantiküberquerer mit Malereien von ihren Booten an der Kaimauer. Ein schöner Ort, um sich durch die Restaurants der Insel zu essen oder in der Kultkneipe Peter Café Sport dem Seemannsgarn der Schiffer zu lauschen.
Segler bemalen die Kaimauer in Horta.
Azoren: Auf der Insel Santa Maria
Auf den Azoren habe ich das erste und bisher einzige Mal im Leben gecampt. Der Campingplatz auf Faial war hübsch gelegen: direkt am Strand in Almoxarife, einem hübschen Dorf. Auf Santa Maria hingegen war der Campingplatz in Praia eine Enttäuschung: kein Schatten weit und breit, das Zelt mussten wir auf spitzen Steinen aufstellen (vielleicht hat sich in den letzten Jahren hier ja einiges verbessert?). Dafür waren wir wieder direkt am Meer, mit glasklarem Wasser und weichem, weißen Sand. Die Strände sind wohl für viele auch der einzige Grund, nach Santa Maria zu reisen.
Trostloser Campingplatz in Praia.
Um zur Hauptstadt der Insel zu gelangen, mussten wir drei Stunden lang auf staubigen Schotterstraßen, vorbei an halsbrecherisch rasenden Lkw, laufen, denn einen Bus gab es in Praia seinerzeit nicht. Die Hauptstadt Vila de Porto empfanden wir als ziemlich heruntergekommen – ganz das Gegenteil des schmucken Horta auf Faial.
Gut, das wir für Santa Maria nur drei Tage eingeplant hatten. Auf die Ostseite der Insel, zu den Weingärten, schafften wir es nicht – vielleicht wäre es dort schöner gewesen?
Azoren: Auf der Insel São Miguel
Auf der letzten Insel unserer Rundreise hatten wir uns ein Holzhaus gemietet – mitten im Niemandsland mit Blick über den weiten Atlantik und auf den Felsen Ilheu de Mosteiros. Ein Traum nach dem letzten Campingplatzdesaster!
São Miguel ist die größte Insel der Azoren und hat Naturfreunden viel zu bieten. Eine Wanderung führte uns nach Sete Cidades: Durch einen stockfinsteren, knapp 1400 Meter langen Wassertunnel gelangten wir auf abenteuerliche Weise ins Innere der Caldeira, wo das Dorf mit dem Namen „Sieben Städte“ und die beiden Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde liegen, die tatsächlich blau und grün leuchten.
Blick auf die blauen Seen bei Sete Cidades.
Wir mieteten ein Auto, mit dem wir unter anderem nach Furnas fuhren, zu den dampfenden Schwefelquellen. Unter den Geysiren blubbert die graue Brühe, und es stinkt nach Schwefel. Hier kann man der Erde ganz nah bei ihrer Arbeit zusehen.
Eine weitere Fahrt führte uns zum Lagoa do Fogo, einem türkisfarbenen See mit Sand- und Aschestränden, eingerahmt von hohen Bergen – für mich einer der schönsten Orte auf den Azoren.
Ein Traum in Blau: Lagoa do Fogo.
Unser letzter Tag auf den Inseln wurde dann noch etwas abenteuerlich: Wir wollten auf einen Berg steigen und nahmen dummerweise eine Abkürzung. Von oben hatten wir einen fantastischen Ausblick über die ganze Insel – bis ganz plötzlich dichter Nebel aufzog und uns den Blick auf den Rückweg versperrte. Unser gewählter Abstiegsweg führte uns in die falsche Richtung, bis wir im Dornengebüsch und zwischen tiefen Erdspalten feststeckten und weder vor- noch zurückkamen. Es dauerte eine Stunde, bis wir endlich einen Ausweg fanden …
Leider ist meine Azoren-Reise schon so lange her (damals habe ich noch Dias forgrafiert, daher die etwas schlechte Qualität der Bilder – sorry). Gern würde ich der Insel-Gruppe im Atlantik noch mal einen Besuch abstatten!
Warst du in letzter Zeit vielleicht mal auf den Azoren? Was hat sich seit damals verändert? Ist es noch immer das Wanderparadies mitten im Meer? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Veröffentlicht am: 28. Juni 2016
Hallo,
was dür ein schöner Beitrag, der große Lust auf einen Azoren-Urlaub macht!
Allerdings hat sich seit 1998 in puncto Anreisemöglichkeiten eine ganze Menge getan! Es gibt aktuell 4 wöchentliche Nonstop-Flugverbindungen ab Deutschland: Airberlin fliegt ab Düsseldorf sowohl nach São Miguel als auch nach Faial. SATA International, die Airline der Azoren, verbindet München und Frankfurt mit São Miguel. Das Inselparadies lässt sich also in nur rund 4,5 Flugstunden sehr bequem erreichen. Die ausgebauten Flugverbindungen haben die Ursache in der gestiegenen Beliebtheit. Die Azoren sind eines der Trend-Ziele der letzten Jahre.
Viele Grüße!
Und schon wieder hat sich viel verändert. Air Berlin ist zwischenzeitig pleite und man fliegt zumeist mit der TAP mit Zwischenstop in Lissabon. Zwishenzeitig gibet es zahleiche neue Hotels, aber dennoch sind die Inseln touristisch nicht überlaufen. Ich war 2017 und 2018 dort.
Danke für das Update, Birgit!
Hallo Sabine,
danke für den Bericht! Ich war leider noch nicht auf den Azoren, es liegt allerdings auf unseren Rückweg von unserer Segelreise. Ich freu mich schon drauf!
Liebe Grüße
Steffi
Für Segler muss das wie ein Traum sein: ein Stück Land mitten im großen weiten Meer! Malt doch auch was auf die Kaimauer, dann geh ich das nächste Mal gucken ;-)