Arbeiten auf einem Segelschiff
Jedes Jahr um die Weihnachtszeit bewichteln wir uns in meinem beruflichen Netzwerk von hauptberuflich schreibenden Frauen gegenseitig mit Blogbeiträgen. Über 50 Teilnehmerinnen bekamen vergangenen Advent die unterschiedlichsten Blogs zugelost.
Meine Wichtel war dieses Mal meine Kollegin Ines Balcik, die als Lektorin und Fachautorin arbeitet und mit eigenem Schiff mehrere Monate im Jahr auf dem Mittelmeer unterwegs ist. Ihr Büro hat sie immer mit dabei. Heute erzählt sie dir, was das Besondere am Arbeiten auf einem Segelschiff ist. Hiermit übergebe ich Skipperin Ines das Wort:
Ferngeweht – besser hätte das Blogwichtellos mich nicht treffen können. Mein Arbeitsplatz schwankt nämlich seit einem Jahr immer öfter, und das gefällt mir sehr. Das Schwanken ist eine ganz wörtlich zu nehmende Begleiterscheinung meiner neuen Work-Life-Balance. Weitere Nebenwirkungen sind inbegriffen, wie zum Beispiel traumhafte Aussichten.
Inhalt
Digitale Teilzeitnomaden
Aufs Meer zieht es mich schon, seit ich früher Bücher über Entdeckungsreisen verschlungen und noch in meiner Jugend segeln gelernt habe. Da passt es gut, dass Fahrtensegeln eine Leidenschaft ist, die ich mit meinem Liebsten teile. Noch besser ist, dass sich unsere Alltagsverpflichtungen mittlerweile so verschoben haben, dass uns ein Dasein als digitale Teilzeitnomaden auf dem Wasser möglich ist.
Allen Landratten sei deutlich gesagt: Romantischen Vorstellungen zum Trotz bleibt ein Segelschiff ein Segelschiff. Das bedeutet im Klartext: Ein Schiff ist immer in Bewegung, auch wenn es im Hafen liegt. Darüber solltest du dir klar sein, wenn du dein mobiles Büro an Bord öffnen willst. Selbst wer nicht zu Seekrankheit neigt, kommt nicht automatisch damit zurecht, wenn der ganze Arbeitsplatz unaufhörlich schaukelt. Die Schiffsbewegungen musst du schon lieben – und einkalkulieren, dass du am Morgen nach einer Nachtfahrt nicht taufrisch zum Arbeiten bist.
Technik zum Arbeiten auf dem Segelschiff
Technisches Equipment ist Teil des Lebens auf einem Boot. Seekarten gehören nach wie vor zur Ausrüstung, navigiert wird aber auch auf kleinen Schiffen vor allem mithilfe von GPS. Mein mobiles Büro besteht im Wesentlichen aus einem Notebook oder Tablet. Die Kunst ist das Drumherum: Wie komme ich ins Internet? Wie erreichen mich meine Kunden? Kann ich mein Notebook jederzeit wieder aufladen? Auf alle Fragen gibt es Antworten – flexibel und auf Überraschungen vorbereitet musst du aber jederzeit sein.
Telefonnummern lassen sich aufs Mobiltelefon umleiten, E-Mails kannst du von überall abrufen. Voraussetzung für beides ist natürlich, dass überhaupt Mobilfunkabdeckung besteht. In Landnähe ist das kein Problem, aber genau vorhersehbar ist die Reichweite nicht. In dieser Hinsicht kann ich Griechenland nur loben: In der griechischen Inselwelt ist die Abdeckung wirklich gut.
Roamingkosten in EU-Ländern sind inzwischen glücklicherweise kein Thema mehr. In den Marinas gibt es in der Regel WLAN, aber ob das gerade dann zuverlässig funktioniert, wenn du eine wichtige Datei übertragen willst, weißt du nie. Überhaupt ist die Übermittlung größerer Dateien mitunter problematisch. Am sinnvollsten ist es nach meinen Erfahrungen, gleich einen FTP-Dienst zu nutzen, statt eine große Datei als E-Mail-Anhang verschicken zu wollen.
Dienste, die anbieten, herkömmliche Post zu scannen und digital zu übermitteln, behalte ich im Auge für spätere längere Törns, genutzt habe ich sie noch nicht. Ausprobiert habe ich inzwischen einen Dienst, der digital übermittelte Dateien als herkömmliche Briefe versendet. Das funktioniert und ist eine gute Lösung, um Rechnungen von unterwegs per Post zu verschicken, wenn ein PDF nicht reicht. Für längere Reisen und außerhalb des Mittelmeers wäre ein Satellitentelefon sicherlich sinnvoll.
Arbeitsrhythmus an Bord
Welchen Arbeitsrhythmus du auf einem Schiff einhalten kannst oder willst, das ist eine grundsätzliche Frage, für die es nur individuelle Lösungen gibt. Wer Zehn-Stunden-Bürotage über alles liebt, wird sich auf dem Segelschiff wahrscheinlich nicht sehr wohl fühlen. Kein Tag an Bord gleicht dem anderen, und alle möglichen Faktoren wie Wind, Wetter und Abgabefristen müssen unter einen Hut beziehungsweise unter die Segel gebracht werden. Der Lebensrhythmus auf dem Wasser folgt anderen Gegebenheiten als der auf dem Land. Ganz wichtig ist mir jedenfalls, dass immer genügend Zeit zum Chillen bleibt!
Vielen Dank für den spannenden Einblick in das Leben und Arbeiten an Bord, liebe Ines!
Könntest du dir auch vorstellen, deinen Arbeitsplatz auf ein Segelschiff zu verlegen? Wie würde dein Traum von segeln und arbeiten aussehen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Veröffentlicht am: 11. Januar 2016
Veröffentlicht am: 11. Januar 2016
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