Der Reiseführer preist die Cameron Highlands als Highlight an, das man unbedingt gesehen haben muss. Auf Instagram wimmelt es von Bildern mit wunderschönen Teefeldern. Da wir Teeplantagen noch nie in natura gesehen hatten, beschlossen wir, auf unserer vierwöchigen Reise durch Malaysia die Cameron Highlands zu besuchen. Hat sich der Stopp zwischen den Perhentian Islands und Ipoh gelohnt?
Wetter in den Cameron Highlands
Ein Grund, in die Cameron Highlands zu fahren, ist das kühle Wetter: Während im Rest des Landes tropische Hitze herrscht, ist es in den Bergen auf 1500 bis 2000 Metern angenehm kühl. Manche empfinden es fast als zu kalt, aber wir haben die niedrigen Temperaturen genossen. Schon in Fraser’s Hill, was etwa auf der gleichen Höhe wie die Cameron Highlands liegt, fanden wir die Temperatur sehr angenehm. Eine Jacke (oder auch zwei) ist abends in den Cameron Highlands Pflicht, und auch tagsüber kann es frisch werden, wenn die Sonne nicht scheint. Bei uns war es öfter bewölkt – nicht gerade ideal, um die Teefelder zu fotografieren.
Teefelder bei bedecktem Himmel – Foto ist unbearbeitet.
Anfahrt in die Cameron Highlands
Da die Cameron Highlands ein Touri-Spot sind, fahren von allen Richtungen Touristenbusse in die Berge. Wir sind von den Perhentian Islands aus direkt nach Tanah Rata gefahren. Tanah Rata ist der Ort, in dem die meisten westlichen Touristen übernachten. Alle anderen Orte rund um Tanah Rata sind fest in chinesischer Hand: chinesische Restaurants, chinesische Hotels, chinesische Touranbieter … Mehr Vielfalt bei den Unterkünften und den Essensmöglichkeiten gibt es in Tanah Rata. Dort befindet sich zudem der zentrale Busbahnhof, von dem aus du nach dem Besuch in den Cameron Highlands weiterkommst.
Je näher wir mit unserem Kleinbus Tanah Rata kamen, umso stiller wurde es unter den Passagieren. Offenbar waren alle – so wie wir – vom Umland geschockt: Rund um Tanah Rata erstrecken sich über Kilometer hinweg Erdbeerplantagen und anderer Gemüseanbau in hässlichen Gewächshäusern. Wo bis vor einigen Jahren noch geschützter Regenwald stand, haben sich die chinesischen Gemüsebauern ausgebreitet und zerstören nach und nach immer mehr die Natur.
Gewächshäuser verschandeln die Cameron Highlands.
Hinzu kommen unzählige Hochhäuser, um die vielen – auch einheimischen – Touristen zu beherbergen, die vor der Hitze in die kühlen Cameron Highlands fliehen. Besonders der Besuch der Plantagen mit Erdbeeren zum Selberpflücken ist ein beliebter Stopp bei asiatischen Touristen. (Wie ich gelesen habe, sind die Erdbeeren aus dieser Region übrigens alles andere als schmackhaft.) Kurz gesagt: Die Anfahrt nach Tanah Rata fand ich gruselig, und ich wäre am liebsten direkt wieder umgedreht.
Unterkünfte und Restaurants in Tanah Rata
In Tanah Rata gibt es – neben den großen Hotels – einige nette Guest Houses. Wir waren am Stadtrand in Gerard’s Place untergebracht, wo es ruhiger war als im trubeligen Zentrum. In der Stadt findest du einige Restaurants: Inder, Malaysier, Chinesen. Wir waren zweimal im indischen Singh Chapati Urban Restaurant, weil das Essen dort so lecker war. Weil man dort – wie in fast allen Restaurants in Tanah Rata – bei weit offenen Fenstern und Türen sitzt, empfiehlt es sich, warme Kleidung mitzunehmen. Beim ersten Besuch haben wir sehr gefroren. Der beste Chinese in Tanah Rata soll das May Flower Restaurant sein. Dort haben wir ein Steamboat probiert, eine Art Fondue mit Gemüse, Fisch oder Fleisch und Nudeln.
Die chinesische Spezialität Steamboat – hier in vegetarischer Variante. (Foto: Jochen Hafner)
Ausflüge in den Cameron Highlands
In den meisten Gästehäusern kannst du halb- oder ganztägige Touren durch die Cameron Highlands buchen. Da wir aber weder die Schmetterlingsfarm, noch das Kakteenhaus, eine Bienenfarm, den Rosengarten oder eine Erdbeerplantage besuchen wollten, haben wir unsere Touren auf eigene Faust organisiert.
Besuch der Teeplantagen
Am ersten Tag haben wir ein Taxi gemietet. Für einen Festpreis von 25 Ringgit (circa 6 Euro) pro Stunde hat uns unser Fahrer zu den von uns gewünschten Zielen gefahren. Wir haben uns zuerst zum BOH Tea Estate bringen lassen. Das Unternehmen „Best of Highlands“ (BOH) war 1929 die erste und ist mittlerweile die größte Teeplantage der Region. Von einem Aussichtsberg hatten wir einen guten Rundumblick über die Teefelder. Auf einem Spaziergang sind wir ein Stück in die Felder hineingegangen. Teepflücker aus Bangladesch schneiden mit der Hand die Pflanzen. Einer der Arbeiter, Sunny, erklärte uns bereitwillig, wie sie dabei vorgehen. Dieses Gespräch fanden wir viel spannender als eine geführte Tour durch die Fabrik mitzumachen, was auch mehrmals am Tag möglich ist.
Teepflücker Sunny erzählt uns von seiner Arbeit.
Anschließend ließen wir uns zur Cameron Bharat Plantation fahren. Diese Plantage ist bei Asiaten besonders beliebt, weil Golfcarts hinunter zum Wasserfall an einem Bach fahren. Wir sind die paar Meter zu diesem wenig beeindruckenden Wasserfall gelaufen, haben unten einen Scone mit grünem Teegeschmack gegessen und sind dann durch das lebhafte Café wieder zurück zum Taxi gegangen. Die schöneren Bilder von den Teefeldern haben wir hier gemacht – wobei wir „Teefelder bis zum Horizont“ weder bei BOH noch bei Bharat gefunden haben.
Ein kurzer Augenblick Sonne in den Teeplantagen.
Besuch des Sam Poh Tempel in Brinchang
Nach dem Besuch der Teeplantagen haben wir uns vom Taxifahrer am Sam Poh Tempel in Brinchang absetzen lassen. Dieser hübsche buddhistische Tempel ist auf jeden Fall einen Abstecher wert. Empfangen wurden wir von fünf riesigen Tempelwächtern. In der Halle sind die Wände geschmückt mit Hunderten von Bildern des meditierenden Buddhas. Von Brinchang aus hätten wir über den Golfplatz zurück nach Tanah Rata laufen können, aber wir haben dann doch ein Taxi genommen.
Buddhas im Sam Poh Tempel.
Allein Wandern rund um Tanah Rata
In den Gästehäusern werden unter anderem Wanderungen in den Mooswald, den Mossy Forest, angeboten. Da wir lieber auf eigene Faust wandern wollten, haben wir uns für eine der Wanderungen entschieden, die direkt in Tanah Rata starten. In unserem Gästehaus lagen Karten aus, die wir abfotografiert haben, um uns nicht zu verlaufen – was wohl wegen fehlender Beschilderung häufiger vorkommt. Wir haben uns für die Trails 4 und 5 entschieden.
Es ging anfangs auf einem gepflasterten Weg bis zu einem ziemlich zugemüllten Wasserfall, anschließend über Stock und Stein durch den Wald. Nach unseren Wanderungen im Taman Negara Nationalpark fand ich diesen Teil des Regenwalds nicht allzu beeindruckend. Hin und wieder entdeckten wir auch Moos an den Bäumen, wie er im Mossy Forest zu finden ist – das war recht hübsch. Tiere haben wir leider keine gesehen, nicht einmal Vögel. Wer noch keinen Regenwald besucht hat, wird die Wanderungen in den Cameron Highlands wahrscheinlich ganz interessant finden.
Mooswald auf der Wanderung bei Tanah Rata.
Wie lange sollte man in den Cameron Highlands bleiben?
Wir waren drei Nächte, also zwei volle Tage, in den Cameron Highlands. Das war für einen Tag in den Teeplantagen und einen Tag zum Wandern genau ausreichend. Insgesamt waren wir allerdings von den Cameron Highlands eher enttäuscht. Die abgeholzten Wälder und die riesigen Gewächshausfelder im „Garten Malaysias“ fand ich eher deprimierend als sehenswert. Die Teefelder sind ganz hübsch, aber auch hier hatte ich mir aufgrund der Bilder, die man auf Instagram & Co. sieht, mehr erwartet. Alles in allem finde ich, wir hätten die Cameron Highlands getrost auf unserer Route auslassen können.
Warst du schon einmal in den Cameron Highlands? Wie hat es dir dort gefallen? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar.
Veröffentlicht am: 28. Oktober 2019
Hallo Sabine,
vielen Dank für diesen ehrlichen Bericht. Ich lese mich gerade durch deine vielen Artikel – deine Art zu Erzählen und die ungeschönten Fotos finde ich toll. Auf Instagram und vielen anderen Blogs hat man das Gefühl, überall wäre das Paradies auf Erden. Dann nimmt man sich Zeit und viel Geld in die Hand, reist dorthin – und ist am Ende enttäuscht. Bei meiner letzten Reise durch Vietnam ist mir das leider mehrmals so gegangen, weshalb ich jetzt ausführlicher Recherchiere.
Mach so weiter!
Vielen Dank für deinen Kommentar, Julia. Freut mich, dass ich dir mit meinen Beiträgen weiterhelfen konnte!
Hallo Sabine,
vielen Dank für deine Reiseberichte insbesondere zu Borneo, diese habe ich mir damals bei der Planungsphase durchgelesen. Mir stellt sich nun die Frage, ob alle Dinge die Ihr auf eurer diesjährigen Malaysia Reise gesehen habt, nüchtern betrachtet, reine Zeitverschwendung waren, da durch zu viele Touristen, Dschungelabholzung um Palmölanbau zu betreiben, alles zerstört ist und man vor Ort so zu sagen von den Zuständen erschreckt wird und sofort seine Sachen packen möchte und nur weg will? Was hat dir allgemein überhaupt auf der Reise gefallen?
Hallo Eka, ja, das hast du schon ganz richtig erkannt: Malaysia hat uns nicht so wirklich gepackt. Das lag aber wahrscheinlich auch daran, dass wir schon so viel in Südostasien gesehen haben und uns andere Länder einfach besser gefallen haben. (Und das liegt nicht nur, aber sicher auch an der Regenwaldabholzung.)
Aber ich kann schon mal verraten: Die nächsten Malaysia-Berichte werden positiver ausfallen ;-) Ipoh und die Insel Penang haben uns nämlich wirklich gut gefallen.
Hallo Sabine,
toller Beitrag!
In solch touristischen Gegenden organisieren wir unsere Ausflüge auch immer auf eigene Faust, damit wir nicht in irgendwelchen Plantagen oder dergleichen abgeladen werden.
Liebe Grüße
Genau. Ansonsten hätte ich die Cameron Highlands wahrscheinlich noch überflüssiger gefunden, als ich es ohnehin schon empfunden habe ;-)