Tropenmediziner Prof. Dr. August Stich. (Foto: Inline Internet & Werbeagentur)
– Dieser Beitrag enthält Werbung für die DAK –
Wenn es um Reiseimpfungen geht, sind viele verunsichert. Ich habe deshalb mit einem Experten gesprochen, der die wichtigsten Fragen rund um Impfungen beantwortet: Prof. Dr. August Stich, Chefarzt der Klinik für Tropenmedizin am Klinikum Würzburg Mitte.
Herr Prof. Stich, wer sollte sich mit dem Thema Impfungen beschäftigen?
Meiner Ansicht nach sollten sich grundsätzlich alle mit dem Thema Impfungen befassen – selbst die, die nicht auf Reisen gehen. In Deutschland sind Impfungen zwar nicht vorgeschrieben, aber empfohlen – und zwar aus gutem Grund. Alle zehn Jahre sollten die Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten aufgefrischt werden. Kinder und Jugendliche haben einen eigenen „Impfkalender“. Wir empfehlen zudem die jährliche Influenza-Impfung. Hätten wir aktuell eine gute Durchimpfung der Bevölkerung gegen Influenza, hätten wir weniger Verdachtsfälle auf das neue Coronavirus.
Wie sieht es mit den gefürchteten Nebenwirkungen von Impfungen aus?
Mit Impfungen haben wir eine sehr effektive Methode, um bestimmte Infektionskrankheiten zu verhindern. Die Sorgen, dass Impfungen schädlich sind, stammen aus einer Zeit, in der Impfstoffe noch anders hergestellt wurden und es deshalb viele Nebenwirkungen gab. Wir können auch heute nicht garantieren, dass Impfungen komplett unschädlich sind, aber keiner muss mehr Angst vor Impfschäden haben.
Was wirklich sinnvoll ist, kann ich nur nach einem intensiven Beratungsgespräch mit einem Arzt entscheiden.
Wenn ich eine Reise plane, welche Reiseimpfungen brauche ich ganz konkret?
Das richtet sich zum einen nach dem Reiseziel, zum anderen nach dem individuellen Risiko. Es macht einen Unterschied, ob ein Geschäftsmann zur Vertragsunterzeichnung in ein Fünf-Sterne-Hotel in die Hauptstadt fliegt, ob ein Rucksacktourist quer durchs Land trampt oder jemand ein Straßenkinderprojekt in Afrika betreut. Außerdem spielt die persönliche Immunabwehr eine große Rolle: Wenn jemand schon Vorerkrankungen hat, muss er sich anders schützen als ein völlig gesunder und widerstandsfähiger Mensch. All diese Faktoren sollten in einer individuellen Beratung abgeklärt werden. Dabei kann es passieren, dass beim gleichen Reiseziel ganz unterschiedliche Empfehlungen gegeben werden.
Wer kann mich zum Thema Reiseimpfungen am besten beraten?
Es muss nicht immer gleich das Tropeninstitut sein. Bei den vielen Millionen Reisenden aus Deutschland wären die Tropeninstitute mit der Beratung jedes Einzelnen überfordert. Meine Empfehlung: Auch viele niedergelassene Hausärzte kennen sich gut mit Reiseimpfungen aus. Im besten Fall haben sie sich zum Thema Reisemedizin weitergebildet. Ein guter Hausarzt wird auch zugeben, wenn er sich mit Reisemedizin weniger gut auskennt, und auf einen qualifizierten Kollegen verweisen.
Was soll ich tun, wenn ich trotz einer ärztlichen Beratung unsicher bin, ob ich eine Reiseimpfung brauche oder nicht?
In der Reisemedizin bewegen wir uns auf einem hohen hypothetischen Niveau: Wer bekommt denn wirklich die Tollwut oder die Japanische Enzephalitis? Das sind sicher ganz wenige. Wenn jedoch die Krankheiten wirklich auftreten, haben sie oft schwere Konsequenzen. Deshalb ist für mich eine reisemedizinische Beratung nur dann gut, wenn der Patient am Ende verstanden hat, was sein individuelles Risiko ist und welche Impfungen er auf der Grundlage der Beratung wahrnehmen möchte. War die Beratung nicht gut genug, versuchen die Verunsicherten oft, in den sozialen Medien Rat einzuholen. Da sich dort meist nur Laien tummeln, ist dies aus meiner Sicht nicht zu empfehlen.
Wie hilfreich für die Vorabinformation sind Internetdienste mit empfohlenen Reiseimpfungen für einzelne Länder?
Das Problem ist hier: Der Leser sieht nur eine Liste der möglichen Impfungen. Aber es kann viele Gründe geben, warum ich eine bestimmte Impfung machen lassen sollte oder nicht. Was am Ende wirklich sinnvoll ist, kann ich nur nach einem intensiven Beratungsgespräch mit einem Arzt entscheiden – nicht mit einem Blick auf solch eine Liste. Es gibt übrigens gute und schlechte Listen. Ich empfehle vorrangig die reisemedizinischen Hinweise vom Auswärtigen Amt, die wirklich Hand und Fuß haben. Vorsicht ist geboten bei Anbietern, die von der Pharmaindustrie bezahlt werden, weil deren Listen oft mehr empfehlen als nötig ist.
Beim gleichen Reiseziel können ganz unterschiedliche Empfehlungen gegeben werden.
Eine Beratung und die anschließende Impfung kosten Geld. Übernehmen Krankenkassen die Kosten?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche übernehmen Beratungen oder Impfungen komplett, andere teilweise, private Krankenversicherungen oft gar nicht. Da Reiseimpfungen nicht Teil des Versorgungsauftrags der Krankenkassen sind, ist das eine freiwillige Leistung. Wer darauf Wert legt, dass die Kosten für Reiseimpfungen übernommen werden, sollte eine entsprechende Krankenversicherung auswählen.
Krankenkassentipp für Reisende
Wer eine gesetzliche Krankenkasse sucht, die für Impfkosten aufkommt, sollte sich die
DAK-Gesundheit anschauen: Sie beteiligt sich mit 90 Prozent an den Kosten für
Reiseimpfungen bei Privatreisen. Das gilt für Impfungen gegen folgende Krankheiten: Cholera, Gelbfieber, Hepatitis A, Hepatitis B, Japanische Enzephalitis, Meningokokken-Meningitis, Tollwut und Typhus sowie für die Malariaprophylaxe.
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Impfberatung?
Spätestens sechs Wochen vor Reiseantritt. Denn manchmal sind mehrere Impfungen notwendig, die nach und nach „abgearbeitet“ werden müssen. In sechs Wochen sollte man in der Regel alles rechtzeitig erledigen können.
Ganz allgemein: Was kann man beim Thema Reiseimpfungen richtig oder falsch machen?
Ich halte es für falsch, wenn man sich dem Thema Reiseimpfungen gänzlich verschließt. Das Argument „Ich war schon so oft ohne Impfungen unterwegs, mir ist nie etwas passiert“ ist kein Grund, es in Zukunft genauso wieder zu machen oder anderen zu dieser Entscheidung zu raten. Richtig finde ich, sich mit einem Arzt, der sich auskennt, zu besprechen, was die individuell passende Lösung für mich und meine Reise ist.
Hinweis: Dieser Beitrag enthält bezahlte Werbung der DAK-Gesundheit. Die Fragen des Interviews habe ich frei gewählt, auf den Inhalt des Beitrags wurde kein Einfluss genommen.
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Veröffentlicht am: 29. Januar 2020
Sehr wichtiges Thema! Man sollte sich allerdings, wenn möglich, sogar früher als 6 Wochen vor Reiseantritt mit dem Thema beschäftigen. Denn man muss eventuell erstmal auf den Arzttermin für die Beratung warten. Und wir hatten das Problem, dass es Lieferschwierigkeiten mit einem der Impfstoffe gab. Da wurde es dann schon ganz schön knapp.
Danke für den Hinweis! Ja, ich kenne das auch mit den Lieferschwierigkeiten. Hatte das mal bei der Tollwut-Impfung, war echt blöd …
… die Gesundheitsämter haben auch wenn die Apotheken nicht liefern können meistens noch Impfstoffe vorrätig. So ging es uns im letzten Jahr bei Tollwut Impfungen.
Übrigens: es gibt auch reisemedizinische Beratung und Impfungen bei den Gesundheitsämtern von Städten und Kreisen. Es gibt dort entsprechend fortgebildete Fachärzte und die Impfstoffe sind in aller Regel vorrätig.
Vielen Dank für den Extra-Tipp!