Der Spreewald ist für viele Berliner ein beliebtes Ausflugsziel. Ich aus dem tiefen Westen der Republik hatte es bislang noch kein einziges Mal in diese beliebte Gegend geschafft. Das wollten wir auf unserer dreiwöchigen Tour durch Ostdeutschland auf jeden Fall ändern! Also packten wir auch vier Tage Spreewald in unsere Reiseplanung. Nun weiß ich auf jeden Fall, warum die Berliner so oft dorthin fahren – der Spreewald ist wirklich etwas Besonderes.
Der Spreewald mit dem Fahrrad
Am ersten Tag unseres Aufenthaltes leihen wir uns die Räder unseres Vermieters in Straupitz. Der Ort im Nordwesten des Oberen Spreewalds ist ein guter Ausgangspunkt für Touren in die Region. Zunächst geht es nach Burg-Kauper, einem der drei Ortsteile der Gemeinde Burg.
Burg-Dorf, der größte Gemeindeteil, ist einer der am meistbesuchten Orte im Spreewald. Am Wochenende im Sommer (also genau, als wir dort waren) ist es dort unerträglich voll. Wir haben ganz schnell das Weite gesucht und es auf der Radtour gar nicht erst angesteuert. Burg-Kauper ist da schon weit ruhiger. Die Streusiedlung besteht aus einzelnen Gehöften, die an mehreren Armen der Spree liegen. Hier führt auch der 250 Kilometer lange Gurkenradweg hindurch, der sich durch das ganze Biosphärenreservat Spreewald zieht. Unsere Tagestour ist mit rund 40 Kilometer weitaus kürzer.
Restaurants wie hier in Burg-Kauper sind oft auch per Boot erreichbar.
Von Kauper geht es in das Spreewalddorf Leipe. Auf dem Rad ist vom Ort nicht viel zu sehen, da die Giebel der Häuser dem Wasser zugewandt sind. Der Grund: Bis 1936 war Leipe nur mit dem Kahn erreichbar. Der Radfahrer sieht also nur die Rückansicht der Häuser.
Nächster Stopp soll Lehde sein. Aufgrund von Bauarbeiten war bei unserem Besuch der Radweg aber tagsüber gesperrt. Also fahren wir die Umleitung nach Lübbenau, dem zweiten besucherstarken Ort im Spreewald. Zahlreiche Kähne warten dort auf die Touristen, die sich von den Kahnfahrmännern und -frauen durch die Fließe (so heißen hier die Flüsse) fahren lassen wollen. Nach einem Mittagssnack und einem typischen Plins – einer Art Pfannkuchen aus Hefeteig – als Nachtisch verlassen wir das trubelige Lübbenau.
Spezialität aus dem Spreewald: Plinse. (Foto: Jochen Hafner)
Von Westen aus ist der Ort Lehde gut zu erreichen, also lassen wir uns das typische Spreewalddorf nicht entgehen. Da der Ort von Fließen umringt ist, müssen wir unsere Fahrräder über eine Holzbrücke tragen. Im denkmalgeschützten Dorf gibt es viel zu sehen: alte Bauernhäuser, ein Freilandmuseum und sogar ein Gurkenmuseum (das wir aus Zeitgründen ausgelassen haben). Meine Bloggerkollegin Inka hat in ihrem Spreewaldführer Lehde ein ganzes Kapitel gewidmet. Schau doch mal rein.
Hat uns gute Dienste geleistet: der Spreewaldführer aus dem Dumont Verlag.
Auf dem Rückweg haben wir Glück, denn der hübsche Wegabschnitt zwischen Lehde und Leipen ist wieder geöffnet. Wäre schade gewesen, wenn wir den urigen Wald am Fließ verpasst hätten. Von Leipe aus geht es den bekannten Weg zurück nach Straupitz.
Lauschige Atmosphäre zwischen Leipe und Lehde.
Der Spreewald mit dem Boot
Wenn wir schon mal im Spreewald sind, wollen wir das Biosphärenreservat natürlich auch vom Wasser aus erkunden. In Burg-Kauper mieten wir uns ein Kanu und paddeln los Richtung Hochwald. Durch den Rohrkanal geht es rechts in den Leiper Graben, links ins Große Fließ und in den Peterkanal, rechts in das Nordfließ und über das Große Fließ in den Weidengraben. Nach einem Abstecher über den Storchgraben, den Mittelkanal und das Weidenfließ kommen wir zurück zum Kanuvermieter.
Abseits der Hauptrouten herrscht Ruhe auf den Fließen.
Keine Angst, die Namen musst du dir nicht alle merken. Die Kanu- und Kayakverleiher geben eine wasserfeste Karte mit für die Planung der Tour. Das ist sehr praktisch, denn die Namen der Fließe sind an jeder Kreuzung verzeichnet. Verfahren kannst du dich praktisch nicht.
Die Tour in den Hochwald war sehr schön und sicherlich weitaus ruhiger als eine Fahrt in die beliebte Region bei Leipe und Lehde. Rund um Burg-Kaupen sind die Fließe klein und romantisch, im Hochwald sind sie breiter. Dafür gibt es dort mehr Wald mit hohen Bäumen.
Unterwegs im Hochwald.
Wir haben an dem Tag viel gesehen: Nutrias, die am Ufer herumliefen, einen badenden Schwarzspecht, über uns ein Seeadler und eine tagaktive Fledermaus, neben uns eine schwimmende Ringelnatter. Beim ruhigen Dahingleiten des Kanus konnten wir die Natur voll genießen.
Insgesamt waren wir sieben Stunden mit dem Kanu unterwegs. Außer an den Schleusen haben wir kaum Pausen gemacht. Abends konnte ich deshalb meine Arme nicht mehr bewegen. Dank einer Behandlung mit Pferdesalbe war ich aber am nächsten Tag wieder fit.
Wo sich Rad- und Kanuwege kreuzen.
Noch ein Wort zu den Schleusen, die dir als Bootsfahrer überall in der Gegend begegnen werden: Der Spreewald leidet extrem unter Niedrigwasser. Bei jedem Schleusengang versickert weiteres Wasser. Daher ist es besser, sein Boot um die Schleusen herumzutragen. Das sind nur ein paar wenige Meter und ist problemlos machbar.
Der Spreewald zu Fuß
Bei unserer Radtour ist uns bereits aufgefallen: Eine Wandergegend ist der Spreewald nicht unbedingt, dafür sind die Wege zu gerade und wenig reizvoll für Fußgänger.
Weil wir aber auch zu Fuß unterwegs sein wollen, folgen wir einem Tipp aus Inkas Reiseführer: Wir fahren nach Dissen und laufen etwas nördlich des Dorfes die Ochsentour und die Karpfentour. Die beiden Wanderrouten führen uns an verschiedenen Teichen entlang, wo wir – wie schon im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft – auf die Suche nach Vögeln gehen. Neuntöter, Seeadler, Schwarzkehlchen, Goldammern und Reiher fliegen uns vor die Kamera.
Ochsen- und Karpfentour lassen sich gut verbinden.
Ochsentour heißt einer der Wanderwege, weil er an einer Wiese vorbeiführt, auf der Aueroxen weiden sollen. Leider sehen wir keines der Tiere, die im 17. Jahrhundert ausgerottet waren und nun durch Kreuzung verschiedener Rassen zurückgezüchtet wurden. Daher heißt der Auerox auch nicht mehr Auerochs, wie sein Vorfahre – der moderne Auerox ist kleiner als der Urauerochs.
Hübsch sind die beiden Wanderungen allemal. Und ruhig ebenfalls. Von den typischen Spreewaldbesuchern verirrt sich kaum jemand hierher.
Perfekter Himmel an den Teichen bei Dissen.
Der Spreewald auf dem Stehpaddelboard
An unserem letzten Tag im Spreewald lassen wir uns noch einmal von Inkas Reiseführer inspirieren und buchen eine Standup-Paddling-Tour – kurz SUP. Im Ortsteil Burg-Kolonie befindet sich der derzeit einzige SUP-Vermieter mit einer großen Auswahl an Boards.
Wir bekommen das Anfängerbrett, das breiter ist als ein Profiboard. Umfallen ist damit so gut wie ausgeschlossen – das Board liegt wie ein Brett im Wasser. Nach einer kurzen Einführung geht es schon los: aufs SUP knien, Po hoch, aufstehen und lospaddeln. Immer ein, zwei Paddelstiche, dann wird die Seite gewechselt.
Es dauert ein bisschen, bis ich nicht mehr im Zickzack über das Fließ fahre. Aber dann habe ich mein SUP im Griff. Immer wenn es brenzlig wird – also etwa ein Kahn entgegenkommt oder man zu nah ans Ufer gelangt – heißt es: runter auf die Knie.
Wir gleiten rund zwei Stunden lang einmal im Karree, passieren zwei Schleusen und weichen mehreren Booten aus. Denn auf den kleinen Fließen in Burg-Kolonie ist im Sommer viel los. Fotos gibt es von der Tour leider keine. Ich habe mich nicht getraut, ein Handy mit aufs Board zu nehmen … Eine wasserfeste Hülle ist für solch eine Tour auf jeden Fall ratsam.
Warst du schon mal im Spreewald? Hast du weitere Tipps für Ausflüge in dieser Gegend? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Trotz-Corona-Blogparade: Urlaub und Reisen 2021 vom fernwehblog teil.
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Liebe Sabine
Der Spreewald ist wirklich ein unglaublich toller Ort, um einfach mal abzuschalten. Leider sehr oft ausgebucht und man muss sich lange im Voraus für eine Reise dahin entscheiden. Wir wollten letztes Jahr ganz spontan hinfahren – war leider alles ausgebucht.
Dein Beitrag hat mich ein wenig durch die hübschen Kanäle schweifen lassen. Vielleicht schaffe ich es ja in diesem Jahr mal in den Spreewald :-)
Liebe Grüsse aus Zürich
Lilu
Liebe Lilu, dann hatten wir ja offenbar Glück letzten Sommer. Wir haben zwei Wochen vor Anreise gebucht. Aber letztes Jahr war ja reisetechnisch auch ein besonderes Jahr …
Plinsen werden hier im Süden Pfannkuchen genannt, der im Süden so genannte Berliner wird in Berlin Pfannkuchen genannt. Richtig verwirrend.
Damit hatten wir schon einen Arbeitskollegen aus Kalau verwirrt :-)
Das ist mir so spontan beim Betrachten Deiner Bilder eingefallen.
LG Bernhard
Hahaha, danke für die Verwirrung, Bernhard . Deutsche Sprache, schwere Sprache :-)
Viel Spaß, Walter – es wird dir sicherlich gefallen. Ist schon eine ganz besondere Gegend dort.
Nach deinem Bericht bleibt der Spreewald auf meiner eigenen Wunschliste ziemlich weit oben. Danke dafür.
Hallo Sabine,
dein Beitrag bereitet Lust mal wieder in den Spreewald zu fahren :-)
Dann nichts wie hin :-)
Sehr schöner Beitrag. Wir überlegen, im Herbst auch mit den Kindern dort hinzufahren, da unser Paris Urlaub ja wahrscheinlich Corona – bedingt wieder ins Wasser fallen wird.
Lg, Elly
Hallo Elly, wenn deine Kinder Wassersport mögen, seid Ihr im Spreewald mit Sicherheit gut aufgehoben! Versucht halt, nicht nur am Wochenende dort zu sein – da ist es recht voll dort.