Wer nach Afrika fliegt und auf Safari geht, wünscht sich meist, den „Big Five“ zu begegnen. In der Jägersprache gehören zu den fünf Großen der Elefant, das Nashorn, der Büffel, der Löwe und der Leopard. Wenn man diesen mächtigen Tieren auf seiner Fotosafari begegnet, ist das natürlich eine tolle Sache. Ich hatte im Nationalpark Etosha das Glück, außer dem Büffel alle Großen zu sichten.
Genauso spannend fand ich in Namibia jedoch die Suche nach den „Little Five“. Die sind weitaus schwerer zu entdecken: Ohne einen erfahrenen Führer hättest du keine Chance, sie aufzuspüren. Bei meiner Reise nach Namibia sind wir einem Experten für die „Little Five“ gefolgt – und haben überraschende Entdeckungen gemacht.
Auf der Suche nach den Kleinsten
Die Little-Five-Safari beginnt in Swakopmund. Wir haben uns für Chris und seine Living Desert Tours entschieden. Morgens holt Chris uns vom Hotel ab, und mit drei Jeeps geht es in die nahegelegenen Dünen. Als nur noch Wüste zu sehen ist, steigen wir aus, und Chris erklärt uns mit Zeichnungen im Sand, wie eigentlich das Leben in den Dünen funktioniert. Dass hier überhaupt so viel Leben existiert, liegt am nahegelegenen Meer, das häufig dichten Nebel über die Sandberge legt. Der daraus entstehende Tau ist wertvolles Trinkwasser für die Lebewesen, die in den Dünen hausen.
Tanzende Lady
Aber wo sind sie denn nun, die angekündigten Tiere? Völlig unvermittelt springt Chris in den nächsten Sandhügel, beginnt wie wild zu buddeln und fördert eine „Tanzende weiße Lady“ zutage. Die Radspinne lebt 40 Zentimeter unter der Erde in ihrem Bau und kommt nur nachts zum Insektenfangen hinaus. Fühlt sie sich bedroht, rollt sie sich mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde den Hang hinunter und stellt sich am Fuß des Hügel ganz groß auf ihre Hinterbeine. Auch angesichts unserer Gruppe vollführt die Spinne ihren Tanz und gräbt sich schnell wieder ein.
Kleinste Otter
Wir stapfen weiter durch den Sand, als plötzlich eine Teilnehmerin hinter mir einen Schreckensschrei ausstößt: Sie ist auf eine Schlange getreten! Chris ist entzückt, denn genau dieses Tier hatte er gesucht. Es handelt sich bei der Puffotter um die kleinste Otter der Welt. Sie gräbt sich so in den Sand ein, dass nur die Augen herausschauen. Mit einem kleinen Punkt auf dem Schwanz lockt sie Eidechsen, ihr bevorzugtes Futter, an. Um den Hang schnell hinaufzukommen, bewegt sie sich seitwärts durch den rutschigen Sand.
Bunter Wüstengecko
Und schon wieder wirft Chris sich in den Sand und gräbt ein Loch. Was er hervorholt, lässt uns alle in Entzückungsrufe ausbrechen: Der durchsichtige Wüstengecko ist trotz seiner schillernden Farben fast durchsichtig und sieht ein wenig aus wie ein Gummibärchen auf Beinen. Mit seinen großen Augen, auf denen sich nachts der Tau sammelt, schaut er uns erschreckt an und verkriecht sich dann schnell wieder in seinem Sandloch.
Zappelnde Eidechse
Genauso entzückend wie der Gecko ist die Wüsteneidechse, die Chris uns als nächstes präsentiert: Wie ein Mini-Krodkodil zappelt sie zwischen seinen Fingern. Als er sie wieder auf den Boden setzt, zeigt uns die „Thermisch Tanzende Eidechse“, wie sie auch genannt wird, ihren Tanz: Damit ihr nicht zu heiß wird, hebt sie immer zwei ihrer Füße in die Luft.
Schlechtgelauntes Chamäleon
Nach der Nummer fünf in der Riege der kleinen Tiere gehen wir schließlich gemeinsam auf Suche: Auf einer öden Ebene schauen wir hinter jeden Busch, bis schließlich jemand fündig wird und ein Wüsten-Chamäleon entdeckt. Es ist mit rund 30 Zentimetern das größte Tier unserer Little Five und kann je nach Stimmung die Farbe wechseln. Derzeit ist es offenbar böse, weil wir ihm zu nahe gekommen sind, denn es ist ganz schwarz. Normalerweise sind sie in der Hitze eher weiß, um das Sonnenlicht zu reflektieren.
Für den Tier- und Umweltschutz
Chris freut sich, denn nicht auf jeder Tour schafft er es tatsächlich, alle fünf kleinen Tiere aufzuspüren. Doch selbst wenn wir eines verpasst hätten, wäre es ein toller Ausflug gewesen, denn unser Führer fühlt sich offensichtlich in der Wüste wie zu Hause und behandelt alle Tiere mit großem Respekt. Schön, dass er sich darüber hinaus noch für den Schutz der Dünen und gegen die umweltzerstörenden Quad-Bikes einsetzt, mit denen unvernünftige Touristen durch die Wüste brettern. Dank seiner Initiative gehören die empfindlichen Dünen bei Swakopmund nun endlich zum geschützten Dorob-Nationalpark, und Quad-Touren sind nur noch mit zugelassenen Anbietern auf festgelegten Pisten erlaubt. Danke, Chris!
Welches der fünf kleinen Tierchen hat dir am besten gefallen? Ich hätte sie am liebsten alle direkt mitgenommen!
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Veröffentlicht am: 15. Juni 2015
Hallo Sabine!
Die tanzende Spinne wird wohl mittlerweile nicht mehr ausgebuddelt, weil sie 4 Tage braucht, um ihre Behausung wieder herzustellen.
Liebe Grüße,
Stefanie
Ah, das ist ein guter Hinweis, danke, Stefanie! Und ja auch auf jeden Fall besser für die Spinnen.
Aw, der Gecko ist wirklich sehr süß und aufgeregt. Man glaubt gar nicht, wie viel Leben es in der Wüste tatsächlich noch gibt. Sehr spannend!
Herzlich,
Anna
Ja, das ist toll nicht wahr? Mein Liebling ist der Wüstengecko – sowas hatte ich noch nie vorher gesehen!
Mir hätte das Chamäleon gereicht. Bin totaler Fan dieser Tiere :-). Danke für den tollen Beitrag! Lg Jens
Ja, das Chamäleon war klasse! :-)
Die Big Five haben wir gesehen, die little five nicht :( Wenn wir noch einmal in Swakopmund sind, wird das auf jeden Fall nachgeholt. Ein toller Bericht!
Liebe Grüße
Mischa
Ein guter Grund, noch mal nach Afrika zu fahren! :-)
Ohhh wie cool so eine Tour! :)
Also ich nehme gern das grimmige Chameleon. Find seine Augen klasse :-D
180-Grad-Rundumblick :-)
Der Gummibärchen-Gecko, der Gummibärchen-Gecko!
Wir nehmen dann bitte zwei von den Gummibärchen-Geckos, ein griesgrämiges Chamäleon und eine Otter. Das macht wie viel? ;-)
Mir gefällt ja der bunte Wüstengecko am besten. Den würde ich sofort mitnehmen :-)
In Südafrika haben wir die Big Five gesehen, nun bin ich gespannt, ob wir in Namibia die Little Five finden.
Viele Grüße
Frauke
Wenn Ihr in Swakopmund seid, müsst Ihr unbedingt die Little Five Tour mitmachen! Und wenn Ihr Chris trefft, bestellt schöne Grüße – er hat diesen Beitrag heute auch von mir bekommen ;-)
Hallo Sabine,
naja die ersten Zwei hätte ich nicht mitgenommen ;-) Das Chameleon ist aber total süß.
lg Tanja
Das war in der Tat sehr süß!