Das virtuelle Fotocamp HerbstlichT
Und noch eine Online-Konferenz … Ja, aber was für eine! Auch wenn zweieinhalb Tage vor dem Rechner zu Bewegungsmangel und eckigen Augen geführt hat, hat sich jede Minute des Fotocamps HerbstlichT gelohnt. Nachdem sich im November 2018 und 2019 jeweils über 100 Fotofreunde in der Sächsischen Schweiz getroffen hatten, um sich über ihr Lieblingshobby, das Fotografieren, auszutauschen, wurde die Veranstaltung dieses Jahr aufgrund von Corona ins Internet verlegt. Das war MEINE Chance, endlich einmal an dem Barcamp teilzunehmen – was ich in den vergangenen zwei Jahren aus verschiedenen Gründen nicht geschafft hatte.
Inhalt
Was ist das Fotocamp HerbstlichT?
Das Fotocamp in der Sächsischen Schweiz ist ein Barcamp für Fotofans – vom Profi über den Hobbyfotografen bis zum Anfänger, der das Fotografieren erst noch lernen will. Was ein Barcamp ist, habe ich schon einmal in einem anderen Beitrag beschrieben. Auch das virtuelle Fotocamp war eine Mischung aus Lernen und Netzwerken – dieses Mal eben online über die Videokonferenzsoftware Zoom.
In 13 Sessions à 45 Minuten gaben Teilnehmer freizügig ihr Wissen zu den unterschiedlichsten Themen weiter. In manchen Zeitfenstern fanden zwei Sessions parallel statt, so dass wir, wie auch auf „echten“ Barcamps, die Qual der Wahl hatten. Auch zum Netzwerken blieb genügend Zeit auf Zoom. Die Abende dauerten wohl, wie ich hörte, genauso lange wie bei den Live-Treffen (gut, dass man in Zoom die Augenringe der Nachtschwärmer nicht so gut erkennen kann …). Snacks und Getränke musste natürlich jeder selber mitbringen.
Veranstalter des Fotocamp war wie immer der Tourismusverband Sächsische Schweiz. Unterstützt wurden sie von den Moderatoren Achim und Monika Meurer – auch bekannt als „Die Meurers“ . Sie begleiteten uns technisch perfekt vorbereitet durch die Tage, von der Sessionplanung am Mittwoch bis zur Abschlussrunde am Sonntag – so macht eine Online-Konferenz Spaß!
Die Sessions auf dem Barcamp HerbstlichT
Von den 13 Sessions habe ich an sechs Online-Veranstaltungen teilgenommen. Im Gegensatz zu Barcamps im realen Leben waren die meisten Online-Sessions mehr Vorträge als Diskussionsrunden. Fragen konnten die Teilnehmer über den Chat stellen. Dies war meine Session-Auswahl:
Fotografieren auf Reisen
Holger Maschke nahm uns mit auf seine mehrmonatige Fahrradreise zum Nordkap nach Norwegen sowie auf seine Tour auf den Elbrus im russischen Kaukasus-Gebirge, der mit seinen 5642 Metern als höchster Berg Europas gilt. Holger zeigte uns seine Foto-Ausrüstung und Bilder von seinen Reisen. Zudem gab er Tipps für das Fotografieren von Menschen in fremden Ländern und präsentierte ein paar gelungene Beispiele.
Was ich gelernt habe: „Das Wichtigste am Fotografieren ist das Fotografieren.“ Wer vor lauter Anstrengung keine Lust hat, Bilder zu machen, wird es im Nachhinein bereuen.
Friedhofsfotografie
Rolf Betke führte uns an spannende Orte, an denen sich tolle Motive finden lassen: auf Friedhöfe in aller Welt. Er präsentierte stimmungsvolle Bilder von seinen Fototouren: Details auf Grabsteinen, interessante Perspektiven, Tiere auf den oft naturbelassenen Friedhöfen. Außerdem machte Rolf auf rechtliche Details und ethische Fragen bei der Friedhofsfotografie aufmerksam. Eine wirklich spannende Nische der Fotografie!
Was ich gelernt habe: Es lohnt sich, mit offenem Blick über einen Friedhof zu gehen und nach Motiven Ausschau zu halten. In einer Session-Pause bin ich selber mal losgelaufen und habe mich auf dem Friedhof in unserem Ort umgesehen. Dies ist eine Auswahl der Ergebnisse:
Friedhöfe bieten oft eine Fülle von Fotomotiven, wenn man genau hinschaut.
Landschaftsfotografie
Hans Fineart und Tobias Reißbach haben uns ein paar ihrer Landschaftsaufnahmen präsentiert. Sie gaben Tipps, wie man im Nebel fotografiert und wiesen darauf hin, dass man Landschaften nicht immer nur mit dem Weitwinkel fotografieren muss – auch mit dem Teleobjektiv gelingen schöne Landschaftsaufnahmen. Ein weiterer Tipp: die Kamera mal vom Stativ nehmen und schauen, was sich rundherum an Motiven und Perspektiven anbietet.
Was ich gelernt habe: Leider nicht allzu viel. Statt konkreter Tipps, wie man Landschaften interessanter aufs Bild bannen kann, hieß es mir persönlich zu häufig: „Das kommt darauf an.“ Schade eigentlich.
Lightpainting
Nico Fiebig führte uns in die Technik des Lightpainting ein. Statt, wie viele Lightpainter, nur mit einer Taschenlampe im Dunkeln zu zeichnen, entstehen durch seine Tricks wahre Kunstwerke. Aus Lametta wird Feuer, aus Isolierrohren aus dem Baumarkt mobile Lampen, aus Plastikscheiben Zeichenstifte für bunte Flächen. Seine Tipps zur Kameraeinstellung: ISO 100, um das Bildrauschen zu minimieren, den Bulb-Modus nutzen, um länger als 30 Sekunden belichten zu können, und auf jeden Fall den manuellen Modus wählen, weil die Kamera die Bilder im Halbautomatikmodus zu hell machen würde.
Was ich gelernt habe: Fürs professionelle Lightpainting muss man ein Handwerker sein :-) Lötkolben, Heißluftklebepistole, Säge und Bohrer gehören dazu, wenn man für seine Lightpainting-Bilder mehr als eine Taschenlampe nutzen will. Die Ergebnisse finde ich faszinierend.
Photoshop für Einsteiger
Hans Fineart beantwortete Fragen zu Photoshop, unter anderem, wie man in einen grauen Himmel mehr Stimmung hineinbekommt, ohne den Himmel „auszutauschen“. Er erklärte uns die Funktionen von Pinsel und Ebenen und den Unterschied von Deckkraft und Fluss. Er zeigte uns, wie man Bilder zusammenfügt und wie Photoshop diese Bilder miteinander verrechnet. Ich fand diese Session eher für Fortgeschrittene als für Einsteiger geeignet, habe aber trotzdem Einiges mitgenommen.
Was ich gelernt habe: Ich nutze derzeit nur einen Bruchteil von dem, was Photoshop kann. Daher sollte ich mich dringend mal näher mit den unzähligen Funktionen des Bildbearbeitungsprogramms beschäftigen.
Schwarzweißfotografie
Achim Meurer zeigte anhand von Beispielen, bei welchen Motiven sich die Schwarzweißfotografie lohnt. Dabei reicht es nicht, ein Farbbild auf schwarzweiß umzustellen – Nachbearbeitung ist unumgänglich. Helligkeit, Kontraste, Tonwerte, Farbempfindlichkeit – wer ein bisschen mit den Werten herumexperimentiert, bekommt tolle Ergebnisse. RAW-Bilder bieten dafür die beste Voraussetzung. Achims Tipp: die Kamera auf Schwarzweiß-Ansicht stellen, um zu prüfen, ob es sich lohnt, das Motiv später in schwarzweiß zu bearbeiten.
Was ich gelernt habe: Bevor man ein Bild schießt, sollte man sich überlegen, ob es schwarzweiß oder farbig werden soll. Denn dann achtet man von Vornherein darauf, welche Elemente hervorgehoben werden sollten.
Wenn du Interesse an diesen und anderen Sessions hast, schau mal beim Rückblick des Fotocamp vorbei: Die meisten der 13 Sessions wurden aufgezeichnet, so dass du sie auch im Nachgang ansehen kannst, wenn du nicht selber dabei warst.
Die Specials auf dem Fotocamp HerbstlichT
Am Sonntag gab es noch zwei Spezial-Sessions von Sigma-Fotograf Maik Lipp und Sony-Fotograf Michael Schaake. Beide zeigten tolle Fotos von ihren Reisen. Maik gab super Tipps zu Outdoor- und Landschaftsaufnahmen – zum Beispiel, Personen oder Fahrzeuge mit ins Bild zu nehmen, um Größenverhältnisse zu zeigen. Oder den Blick des Betrachters durch helle und dunkle Bereiche auf das Wesentliche zu lenken.
Michael entführte uns mit Fernwehbildern ins warme südliche Afrika und ins kalte Skandinavien und Island. Anschließend beantwortete Nicola Best von Sony Fragen zu allen Spiegelreflex- und spiegellosen Kameras aus ihrem Haus. Beide Sessions waren ein schöner Abschluss des Fotocamps, bevor es zum Abschluss der Foto-Challenge ging.
Die Foto-Challenge „Sächsische Schweiz“
In den vergangenen Jahren waren die Fotowalks immer wichtige Bestandteile des FotoCamps: Gemeinsam gingen die Teilnehmer auf Fotojagd in der Sächsischen Schweiz. Da ein reales Treffen der Fotografen dieses Jahr ja nicht möglich war, hieß das Motto dieses Mal: „Suche die Sächsische Schweiz vor deiner Haustür!“
Die Herausforderung: einen der über Tausend Berge und Kletterfelsen, die es in der Sächsischen Schweiz gibt, kreativ in Szene zu setzen. Bei so lustigen Berg- und Felsennamen wie Waldgeist, Brötchen, Trabant oder Regenstein fiel die Wahl von Motiven nicht leicht – und dann hieß es auch noch, eine gute Idee für die fotografische Umsetzung zu finden. Meine Bilder aus dem Sommerurlaub in der Sächsischen Schweiz halfen dabei nicht weiter, denn es sollten ja „abstrakte“ Fotos aus dem Gebiet werden.
Ich habe mir den bekannten Tafelberg namens Quirl und den Kletterfelsen mit dem Namen Haselmaus ausgesucht. Das sind die Ergebnisse:
Am Sonntag entschied sich die Jury für die Gewinner. Mein Quirl wurde in die engere Auswahl genommen, sodass ich einen der Preise für die nominierten Fotos gewonnen habe – hurra! Wer mag, kann sich gern alle nominierten Fotos der Teilnehmer anschauen. Der Hauptgewinner erhielt – absolut verdient – ein Objektiv der Firma Sigma.
Besonders schön fand ich die Gelegenheit, über die eingereichten Bilder zu sprechen und in einer kleinen Gruppe Feedback zum Bildaufbau und zur Technik zu bekommen und zu geben. Gleich mehrfach bekam ich den Tipp, mein Quirl-Bild in schwarz-weiß umzuwandeln und es zu spiegeln. Keine schlechte Idee, das sollte ich mal ausprobieren!
Fazit: Nächstes Jahr wieder!
Auch wenn ein Online-Barcamp natürlich nicht das Gleiche ist wie ein Barcamp mit einem „echten“ Treffen, so war das virtuelle Fotocamp ein würdiger Ersatz für die Live-Veranstaltung in der Sächsischen Schweiz. Den Termin für das nächste Jahr habe ich mir auf jeden Fall schon notiert. Wenn es irgendwie geht, werde ich vom 11. bis 14. November 2021 wieder auf dem Fotocamp dabei sein – am liebsten natürlich live!
Veröffentlicht am: 20. November 2020
Veröffentlicht am: 20. November 2020
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8 Kommentare
- Thomas 23. November 2020 um 13:17 - Antworten
Hallo,
das hätte mich auch sehr interessiert. Schöner Bericht von dir. Ich nutze bei Photoshop auch nur sehr wenige Funktionen. Sowas muss ich mir noch aneignen.
Liebe Grüße
Thomas- Sabine 23. November 2020 um 13:27
Ach ja, Photoshop, das große Mysterium ;-)
- Travelsanne 23. November 2020 um 12:48 - Antworten
Liebe Sabine,
Das Fotocamp habe ich tatsächlich vollkommen verpasst. Danke fürs Mitnehmen in Deinem Beitrag!
Viele Grüße von Sanne- Sabine 23. November 2020 um 12:53
Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Es lohnt sich auf jeden Fall!
- Heiko Scholz 20. November 2020 um 22:32 - Antworten
Hallo Sabine, toller Bericht / Zusammenfassung des BarCamps. Ich freue mich auch schon auf Herbstlicht2021
- Sabine 20. November 2020 um 22:47
Hallo Heiko, ja, ich bin auch schon gespannt auf nächstes Jahr. Termin ist schon notiert :-)
- Christian 20. November 2020 um 19:37 - Antworten
Sehr anschaulicher und informativer Bericht, hört sich nach einer anregenden Konferenz an. Das Zoom-Gallerie-Bild vermittelt außerdem den Eindruck, dass eine bunte und sympathische Gruppe von Konferenzbesuchern teilgenommen hat. Das schwarz-weiße Bild von Achim Meurer finde ich sehr stimmungsvoll …
- Sabine 20. November 2020 um 22:12
Danke für dein Feedback, Christian. Ja, Barcamps sind immer bereichernd, finde ich. Vor allem bei Themen, die einem am Herzen liegen.
Hallo,
das hätte mich auch sehr interessiert. Schöner Bericht von dir. Ich nutze bei Photoshop auch nur sehr wenige Funktionen. Sowas muss ich mir noch aneignen.
Liebe Grüße
Thomas
Ach ja, Photoshop, das große Mysterium ;-)
Liebe Sabine,
Das Fotocamp habe ich tatsächlich vollkommen verpasst. Danke fürs Mitnehmen in Deinem Beitrag!
Viele Grüße von Sanne
Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Hallo Sabine, toller Bericht / Zusammenfassung des BarCamps. Ich freue mich auch schon auf Herbstlicht2021
Hallo Heiko, ja, ich bin auch schon gespannt auf nächstes Jahr. Termin ist schon notiert :-)
Sehr anschaulicher und informativer Bericht, hört sich nach einer anregenden Konferenz an. Das Zoom-Gallerie-Bild vermittelt außerdem den Eindruck, dass eine bunte und sympathische Gruppe von Konferenzbesuchern teilgenommen hat. Das schwarz-weiße Bild von Achim Meurer finde ich sehr stimmungsvoll …
Danke für dein Feedback, Christian. Ja, Barcamps sind immer bereichernd, finde ich. Vor allem bei Themen, die einem am Herzen liegen.